Z Gastroenterol 2016; 54 - KV058
DOI: 10.1055/s-0036-1586834

Azathioprin-Drug Monitoring und fäkale Calprotektinspiegel bei Colitis ulcerosa

C Keil 1, L Püschel 1, A Otte 2, MP Manns 1, O Bachmann 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Klinische Chemie, Göttingen, Deutschland

Einleitung: Azathioprin/6-Mercaptopurin (AZA/6-MP) sind Erstlinien-Immunsuppressiva für die Therapie der Colitis ulcerosa, aber die meisten Leitlinien sprechen sich aufgrund inkonklusiver Daten zu deren Wertigkeit bei der Erreichung klinischer Endpunkte gegen den Routineeinsatz von 6-Thioguanin (TGN)-Spiegelbestimmungen aus. Trotz der steigenden Bedeutung von Markern mukosaler Heilung existieren kaum Daten zu ihrer Assoziation mit 6-TGN-Spiegeln bei C. ulcerosa.

Ziele: Wir untersuchten deshalb, ob 6-TGN-Spiegel bei AZA/6-MP-behandelten Patienten mit C. ulcerosa in klinischer Remission mit den fäkalen Calprotektin (FC)-Spiegeln korreliert sind.

Methodik: Aus 83 Patienten mit verfügbaren 6-TGN-Spiegel- und FC-Bestimmungen, die die CED-Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover zwischen 2008 und 2014 besucht haben, wurden 25 Patienten mit AZA/6-MP-Monotherapie in klinischer Remission (SCCAI< 5) identifiziert. In einer kleinen Subgruppe mit seriellen 6-TGN-Messungen und AZA/6-MP-Dosisanpassung wurden FC-Bestimmungen longitudinal evaluiert.

Ergebnis: Im Querschnittsansatz reichten die 6-TGN-Spiegel von 32 – 839 pmol/8 × 10(8) Erythrozyten (Ery; Median 204). Es gab keine statistisch signifikante Assoziation zwischen 6-TGN-Spiegeln und FC-Spiegeln. Weiterhin wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den FC-Spiegeln von Patienten über bzw. unter dem 6-TGN-Cutoff von 250 pmol/8 × 10(8) Ery gefunden (p = 0,13). In der kleinen longitudinal beobachteten Kohorte wurde bei 6 von 11 Patienten die Dosis angepasst, von denen wiederum 4 einen Anstieg der 6-TGN-Spiegel über 250 pmol/8 × 10(8) Ery in Kombination mit einem Abfall des FC-Spiegels (50% mit FC< 100 µg/g) erreichten, aber die Patientenzahl war für statistische Analyse nicht ausreichend.

Schlussfolgerung: In unserer retrospektiven Analyse bei C. ulcerosa-Patienten in klinischer Remission unter immunsuppressiver Monotherapie mit Thiopurinen ergab sich keine statistisch signifikante Korrelation zwischen 6-TGN-Spiegeln und FC. Jedoch kam es bei einem Teil der Patienten bei Überschreiten des Cutoffs von 250 pmol/8 × 10(8) Ery nach Dosisanpassung zu einem Abfall des FC. Ein durch 6-TGN-Spiegel gesteuerter Treat-to-Target-Ansatz zur Erreichung mukosaler Heilung erfordert daher weitere Studien.