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DOI: 10.1055/s-0036-1586817
Anti-Shiga Toxin 2 IgM- und IgG-Titer bei EHEC O104:H4-infizierten Patienten in der Akutphase und der Nachsorge
Einleitung: 2011 verursachte eine Epidemie von Shiga Toxin 2 (Stx-2) produzierenden enterohämorrhagischen E. coli (EHEC) O104:H4 neben einer Enterocolitis mit 22% eine unerwartet hohe Rate von Fällen mit Hämolytisch Urämischen Syndrom (HUS). Bislang gab es keine klinische Studie zur Entwicklung einer EHEC 0104:H4-spezifischen humoralen Immunität. Das Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob anti-Stx-2 IgM- und IgG-Titer die Entwicklung eines HUS vorhersagen können.
Methoden: 32 EHEC-Patienten (Stamm: O104: H4; HUS n = 23, Non-HUS n = 9) wurden retrospektiv auf anti-Stx-2 IgM- und IgG-Antikörper untersucht. Alle Patienten wurden während der Epidemie 2011 behandelt und danach bis zu drei weitere Jahre betreut. Neben engmaschigen Serumproben aus der Akutphase der Erkrankung lagen klinische Daten in Bezug auf HUS, Fieber, Dialyse, neurologische Symptome, Intensivtherapie, Antibiose und Plasmapheresen vor.
Ergebnisse: Alle Patienten waren zu Beginn der Erkrankung anti-Stx-2 IgM und IgG seronegativ. Non-HUS-Patienten bildeten keine distinkten IgM- oder IgG-Titer. HUS-Patienten zeigten eine vielfältige humorale Antwort gegen Stx-2: IgM-Titer erreichten nach ca. 2 Wochen ihren höchsten Wert und 4/23 HUS-Patienten besaßen ein persistierendes IgM bis zu 3 Jahre nach Infektion. IgG-Titer erreichten ihren höchsten Wert nach 2 – 6 Wochen, aber verschwanden fast vollständig in der Nachsorge-Phase. Nur 2/23 HUS-Patienten blieben IgG seropositiv. Obwohl keine signifikante Korrelation zwischen hohen Antikörpertitern und klinischen Schlüsselparametern festgestellt werden konnte (Superinfektion, Fieber, Dialyse, neurologische Symptome, Intensivtherapie, Antibiose, Plasmapherese, HUS-Dauer), lag nur bei HUS-Patienten eine prominente Stx-2-spezifische humorale Immunantwort vor.
Schlussfolgerung: In unserer Kohorte bildeten nur HUS-Patienten anti-Stx-2 IgM- oder IgG-Titer in der frühen Akutphase. Diese Befunde müssen in einer größeren Kohorte evaluiert werden. Der zeitliche Abstand zwischen HUS-Ausbruch und dem Höhepunkt der Antikörperbildung schränkt den Wert der Antikörpertiter als klinisch relevante prädiktive Marker zur HUS-Vorhersage ein. Dennoch weisen diese Befunde auf einen bisher unbekannten, aber therapierelevanten immunologischen Prozess bei der Entstehung eines HUS hin.