Z Gastroenterol 2016; 54 - KV020
DOI: 10.1055/s-0036-1586798

Fettgewebs-T-Zellen mit „Gut-homing“-Potential könnten die intestinale Barrierefunktion bei Morbus Crohn und Adipositas permagna beeinflussen

LI Kredel 1, LJ Jödicke 1, AA Kühl 1, I Freise 1, J Gröne 2, J Ordemann 3, B Siegmund 1
  • 1Charité -Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Rheumatologie und Infektiologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Bei Adipositas permagna (APM) und Morbus Crohn (MC) treten Fettgewebsentzündungen und intestinale Barriereschäden auf. Bei AMP wurden die Fettgewebsentzündung und ihre Folgen v.a. im Mausmodell untersucht. Bedeutung und Ursache des intestinalen Schadens sind weitgehend unklar. Bei MC ist der Barrieredefekt ausgeprägter als bei APM. Im Bereich der entzündeten Darmschlingen tritt hier eine Hyperplasie des mesenterialen Fettgewebes, das Creeping Fat (CF), auf. Jedoch scheint auch die Konstitution des Patienten, die Krankheit zu beeinflussen; so haben adipösen MC Patienten mehr Komplikationen und ein schlechteres Therapieansprechen. T-Zellen spielen in der Pathogenese beider Erkrankungen eine wichtige Rolle.

Ziele: In dieser Studie wurden Fettgewebs-T-Zellen und ihr gut-homing-Potential von Patienten mit APM und MC analysiert. Subkutanes Fettgewebe von APM- und mesenteriales Fettgewebe von Colitis-ulcerosa(CU)-Patienten dienten als Kontrolle.

Methodik: Aus Fettgewebe von bariatrischen und komplikationsbedingten MC- und CU-Operationen wurden T-Zellen frisch isoliert und durchflusszytometrisch analysiert. Fixiertes Gewebe wurde immunhistologisch untersucht.

Ergebnis: T-Zellen akkumulieren im CF. Bei APM finden sich deutlich mehr T-Zellen im viszeralen als im subkutanen Fettgewebe. In allen Geweben überwiegt der Anteil CD4+-Zellen, die CD4/CD8-Ratio unterscheidet sich deutlich. Etwa 50% der CD4+-Zellen im viszeralen Fettgewebe bei APM sind alpha4beta7+, signifikant mehr als im subkutanen Fettgewebe (˜20%) und im CF (˜30%). Bei CD8+Zellen ist der alpha4beta7+Anteil höher und beträgt im viszeralen Fettgewebe bei ADP über 60%. ˜20% dieser Zellen koexprimieren αE.

Schlussfolgerung: T-Zellen spielen eine wichtige Rolle in intestinaler und Fettgewebsentzündung, ihre Verteilung unterscheidet sich bei AMP und MC. Im viszeralen Fettgewebe von APM-Patienten hat ein Großteil der Zellen eine Integrinexpression, die es ihnen ermöglicht, in den Darm zu migrieren. Unsere Daten geben damit einen ersten Hinweis, dass vom pro-inflammatorischen Fettgewebe beeinflusste T-Zellen an der mukosalen Barrierestörung bei APM beteiligt sein könnten. Das Potential und die Bedeutung dieser Zellen soll in weiteren Studien untersucht werden.