Z Gastroenterol 2016; 54 - KV010
DOI: 10.1055/s-0036-1586789

Eine „sehr späte Anastomoseninsuffizienz“ nach Rektumkarzinom als Ursache für eine nekrotisierende Faszitis des Beckenbodens

A Gamayunov 1, H Thielemann 1
  • 1Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland

Man unterscheidet in der intestinalen Chirurgie zwischen den frühen Anastomoseninsuffizienzen (2.-5. postoperativer Tag) und den späten Insuffizienzen (6.-12. postoperativer Tag). Das Management der beiden Arten der Anastomoseninsuffizienz nach einer Rektumresektion ist relativ gut bekannt. Mehr Fragen zur Behandlung folgen aus einer Dehiszenz, die sich erst nach Jahren bemerkbar macht.

Innerhalb von drei Jahren wurden in unserer Klinik drei Patienten mit einer nekrotisierenden Fasziitis des Beckenbodens nach einer Rektumresektion behandelt. Eine Erarbeitung der Taktik für die Frühdiagnostik und die Behandlung solcher „sehr späten Anastomoseninsuffizienzen“ lag der aktuellen Arbeit zugrunde.

Es erfolgte eine retrospektive Vergleichsanalyse dieser klinischen Fälle. Alle drei Patienten wurden in septischem Zustand in die Rettungsstelle angeliefert. Bei jedem lag eine tiefe anteriore Rektumresektion mit Anastomose wegen des Karzinoms vor mehreren Jahren (5, 6 und 9) vor. Die Operationen fanden in drei verschiedenen Krankenhäusern statt. Es wurde kein lokales Rezidiv bei keinem vom Patienten histologisch gesichert.

Bei zwei Patienten entwickelte sich nach einem Sturz ein Beckenabszess an der Anastomosenregion. Die weibliche Patientin erlitt danach eine rektovaginale und eine rektovesikale Fistel. Beim männlichen Patienten führte eine fulminante, ausgedehnte nekrotisierende Fasziitis des gesamten Körperstammes zum Tode. Der dritte Patient hatte eine Fournier-Gangrän, die mehrere Revisionsoperationen erforderte.

Ein schleichender und oligosymptomatischer Verlauf der sogenannten „sehr späten Anastomoseninsuffizienz“ nach dem Rektumkarznom verursacht die lebensbedrohlichen septischen Komplikationen. Neben einer CT-Untersuchung ist eine Rektoskopie für die frühzeitige Diagnosestellung unentbehrlich. Therapeutisch kommen außer Antibiotika ein protektives Stoma und eine radikale Nekrektomie zum Ansatz. Beim Überleben sollte eine plastische Deckung angestrebt werden.