Z Gastroenterol 2016; 54 - KV006
DOI: 10.1055/s-0036-1586785

Resektionsstoma versus Hartmann nach notfallmäßiger Darmresektion im Hinblick auf die Kontinuitätswiederherstellungsrate sowie die chirurgische Morbidität und Mortalität – eine retrospektive Kohortenstudie

M Grott 1, J Hardt 1, K Horisberger 2, C Weiß 3, P Kienle 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
  • 2UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Switzerland
  • 3Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Deutschland

Einleitung: Das chirurgische Vorgehen nach notfallmäßiger Darmresektion wird kontrovers diskutiert. Infrage kommen die Diskontinuitätsresektion nach Hartmann, die Anlage eines Resektions-/Anastomosen- (gemeinsame Ausleitung beider Darmenden) oder Splitstomas (separate Ausleitung der Darmenden) sowie die primäre Anastomose mit protektivem Ileostoma.

Ziele: Vergleich der Stomarückverlagerungs-/Kontinuitätswiederherstellungsrate sowie chirurgischer Komplikationen nach Resektionsstomaanlage vs. OP nach Hartmann.

Methodik: Retrospektive Kohortenstudie. Eingeschlossen wurden alle Patienten, die zwischen August 2009 und Juni 2014 am Uniklinikum Mannheim eine notfallmäßige Darmresektion erhielten und bei denen beide Strategien technisch möglich waren.

Ergebnis: Bei 55 von 150 Patienten mit Resektionsstomaanlage oder OP nach Hartmann waren technisch beide Optionen durchführbar.

Tab. 1: Basischarakteristika

Resektionsstoma (n = 30)

Hartmann (n = 25)

p-Wert

Geschlechter-Ratio (m:w)

23:7

12:13

0,028

Alter (Median, Bereich)

66, 25 – 86

69, 45 – 85

ns

ASA Score I/II/III/IV/V

0/2/19/9/0

0/2/18/5/0

ns

OP-Indikation Ileus/Infektion/Ischämie

4/23/3

1/15/9

ns

Abgesehen von einer höheren operativen Revisionsrate nach Resektionsstomaanlage zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Ergebnisse nach der Notfall-Darmresektion. Die Gesamtmortalität lag bei 16% (9/55), die Hälfte der Patienten erlitt mind. eine chirurgische Komplikation (27/55). Bei 63% (29/46) der Überlebenden wurde die Darmkontinuität im Verlauf wiederhergestellt.

Tab. 2: Postop. Ergebnisse nach Notfall-Darmresektion

Resektionsstoma (n = 30)

Hartmann (n = 25)

p-Wert

Rückverlagerungs-/Kontinuitätswiederherstellungs-Rate

16/27

13/19

ns

Chirurgische Morbidität (Pat. mit mind. 1 Komplikation)

17

10

ns

Revisionsoperationen

21

10

0,026

Tage bis Rückverlagerung/Kontinuitätswiederherstellung (Median, Bereich)

215, 93 – 857

210, 161 – 400

ns

Auch die Ergebnisse der Rückverlagerung bzw. Kontinuitätswiederherstellung unterschieden sich nicht mit Ausnahme einer dreifach längeren medianen OP-Dauer in der Hartmann-Gruppe.

Schlussfolgerung: Morbidität und Mortalität nach notfallmäßiger Darmresektion sind hoch. Aufgrund der niedrigeren Revisionsrate ist die OP nach Hartmann der Resektionsstomaanlage eventuell vorzuziehen. Die Darmkontinuität kann in der Mehrzahl der Patienten im Verlauf wiederhergestellt werden.