Z Gastroenterol 2016; 54 - FV01
DOI: 10.1055/s-0036-1586765

Geringe Lymphozyteninfiltration als negativer prognostischer Marker bei frühen Adenokarzinomen des Magens und gastroösophagealen Übergangs

M Berndt 1, P Sanchez 1, P Grabowski 1, H Bläker 2, M Kruschewski 3, O Haase 4, B Siegmund 1, M Hummel 2, S Daum 1, C Treese 5
  • 1Charitè – Campus Benjamin Franklin, Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland, Medizinische Klinik I m. S. Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charitè – Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland, Institut für Pathologie, Berlin, Deutschland
  • 3Städtisches Klinikum Solingen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Solingen, Deutschland
  • 4Charitè – Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland, Klinik für Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland
  • 5Charitè – Campus Benjamin Franklin, Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland, Medizinische Klinik I m. S. Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Patienten mit frühen Adenokarzinomen des gastroösophagealen Übergangs und des Magens (AGÖ) (T1/2N0M0) haben nach operativer Therapie mit 92% krankheitsspezifischem Überleben (KSÜ) nach 5 Jahren eine gute Prognose. Durch Intensivierung der Therapie bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko könnte die Prognose weiter verbessert werden. In einer retrospektiven Analyse haben wir morphologische und immun-phänotypische prognostische Marker (siehe DGVS Abstract 2014 und 2015) für AGÖ-Frühkarzinome untersucht.

Ziele: Die vorliegende Analyse untersucht den Einfluss Tumor infiltrierender Lymphozyten (TIL) auf das Rezidivrisiko.

Methodik: In die Studie wurden retrospektiv Patienten mit AGÖ (T1/2N0M0), die zwischen 1993 und 2010 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin operativ behandelt wurden, eingeschlossen. Aus den verfügbaren FFPE Tumorproben wurden TILs mittels immunhistochemischer Färbung auf CD3, CD4 und CD8 untersucht. Die statistische Analyse erfolgte mittel T-, X2- und Log-Rank Test.

Ergebnis: Eingeschlossen wurden 64 Pt. (w = 24, mittleres Alter 63,5 Jahre) mit einem mittleren Beobachtungsraum von 138,1 Monaten. Das 5-Jahres Krankheits-spezifische Überleben lag bei 87,2%. Bei 6 Patienten (9,5%) trat im Verlauf ein Rezidiv auf.

Bei Patienten mit Rezidiv zeigten sich im Vergleich zu nicht rezidivierten Patienten signifikant niedrigere Lymphozytendichten pro 0.1 mm2 Tumorfläche: CD3 (147,20 vs. 220,21; p = 0,039), CD4 (91,31 vs. 125,94; p = 0,014) und CD8 (68,13 vs. 157,20; p = 0,026). Dieser Effekt stellte sich für CD3 und CD8 ebenfalls im Vergleich des 5 Jahres KSÜ für die Gruppen mit hoher und niedriger Lymphozyteninfiltration dar (CD3 niedrig: 79,5% CD3 hoch: 97,8% p < 0,001) (CD4 niedrig: 93,8%, CD4 hoch 93,4%; p = 0,65) (CD8 niedrig 90,0%, CD9 hoch 94,2%; p = 0,01). Es fanden sich keine Korrelationen zwischen Lymphozytensubpopulationen und morphologischen oder immun-phänotypischen Markern.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie deutet auf eine wesentliche Rolle des Immunsystems in Hinblick auf eine verbesserte Prognose bei höherer Dichte Tumor infiltrierender Lymphozyten. Untersuchungen an größeren Patientenkollektiven müssen diese Daten bestätigen und die Genese bleibt aktuell unklar.

Gefördert durch Berliner Krebsgesellschaft (DAFF201101).