Gesundheitswesen 2016; 78 - A205
DOI: 10.1055/s-0036-1586714

Gesundheitsförderung im Setting Kita

R Geene 1, T Kliche 1, S Borkowski 2
  • 1Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal
  • 2KinderStärken e.V., Stendal

Kindertagesstätten werden im Rahmen des Gesundheitsziels „Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung“ des Kooperationsverbundes gesundheitsziele.de als wesentliches Setting der Gesundheitsförderung identifiziert.

2010 wurde eine Überarbeitung des Gesundheitsziels vorgelegt. Hintergrund waren die durch die KiGGS-Publikationen seit 2007 deutlich verbesserte Datenlage, zahlreiche Modellprojekte und die sich stark verändernden Rahmenbedingungen gesunden Aufwachsens. Dies wird besonders deutlich im Handlungsfeld Setting Kita, in dem durch inzwischen gewährten Rechtsanspruch und eine veränderte finanzielle Förderung der Elternzeit ein starker Ausbau der Kindertagesbetreuung zu beobachten ist. Mit inzwischen fast 450.000 Fachkräften hat sich das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen zu einem hoch relevanten Dienstleistungssektor in Deutschland entwickelt. Entsprechend nimmt auch die Public Health-Relevanz zu.

Im Beitrag wird zunächst ein Überblick gegeben zu Zieldimensionierungen, bevor im Weiteren vorhandene Daten auf ihre Aussagekraft zur Gesundheit im Setting Kita vorgestellt und diskutiert werden. Dadurch wird das Gesundheitsziels exemplarisch formativ evaluiert als Entwicklungsabschätzung erfolgter (Struktur- und Prozess-) Maßnahmen, Bilanzierung bisheriger Ergebnisse („Outcomes“) und als Diskussionsgrundlage zur Verständigung auf Indikatoren.

Kitas sind schon heute eine Lebenswelt mit hoher Verpflichtung für die Gesundheit der Kinder und insgesamt für die Sozial-, Familien-, Kinder- und Gesundheitspolitik. Dies begründet sich einerseits in strukturellen Veränderungen aufgrund des sozialen Wandels familiärer und kindlicher Lebenswelten und der damit einhergehenden Expansion des Handlungsfeldes. Andererseits ist dies aber auch den inhaltlich-normativen Gründen wie den veränderten Sichtweisen auf kindliche Lebensbedingungen (vgl. UN-Kinderrechtskonvention und UN-Behindertenrechtskonvention) und den implizierten Debatten über Kindeswohl und Kinderschutz (vgl. Frühe Hilfen) bis hin zur kommunalen Sicherstellung gesunder Lebensbedingungen für Kinder und Familien (vgl. Präventionsketten/Kommunaler Partnerprozess ‚Gesund aufwachsen für alle!‘) geschuldet. Die Kita als zentralen Baustein dieses Wandels im Sinne der Gesundheitsförderung weiterzuentwickeln, ist eine bedeutsame gesamtgesellschaftliche Gestaltungsaufgabe. Hier gibt das Gesundheitsziel „Gesund aufwachsen“ wichtige Anstöße, die einer laufenden Überprüfung und Neujustierung bedürfen. In diesem Sinne versteht sich auch die Evaluation als Vorschlag zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes. Referenzen beim Verfasser.