Gesundheitswesen 2016; 78 - A198
DOI: 10.1055/s-0036-1586707

Analyse kommunaler Kapazitäten zur Bewegungsförderung für ältere Menschen

D Gansefort 1, T Brand 1, H Zeeb 1
  • 1Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen

Hintergrund: Bewegung leistet einen wichtigen Beitrag zum gesunden Altern. Kommunen haben als Setting der Gesundheitsförderung ein großes Potential, einen Beitrag zur Bewegungsförderung im Alter zu leisten. Dabei unterscheiden sich Kommunen jedoch in der Bereitstellung tragfähiger lokaler Strukturen und Ressourcen. Das Konzept der Community Readiness (CR) wendet ein Stadienmodell auf Kommunen an, um die Strukturen und das Ausmaß der Handlungsbereitschaft hinsichtlich Bewegungsförderung für ältere Menschen zu analysieren und entsprechend dem Stadium Maßnahmen zur Stärkung kommunaler Handlungs- und Steuerungskapazitäten (Capacity Building) einzuleiten. Capacity Building (CB) Maßnahmen umfassen dabei Strategien zur Strukturbildung vor der Einführung von Präventionsprogrammen.

Ziel: Analyse der CR hinsichtlich Bewegungsförderung im Alter in der Metropolregion Nordwest.

Methodik: Ein Community Readiness Assessment (CRA) wurde mittels leitfadengestützter Interviews mit Schlüsselpersonen in 23 Kommunen (11 Stadtteile und 12 Gemeinden) der Metropolregion Nordwest geführt. Nach doppelter, unabhängiger Analyse der Interviewtranskripte mithilfe eines Auswertungsmanual wurden CR-Werte pro Kommune vergeben (Werte zwischen 1 = kein Problembewusstsein bis 9 = Professionalisierung). Stärken und Umsetzungshürden der einzelnen Kommunen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 118 Interviews mit Schlüsselpersonen durchgeführt (Response 58%). Die 23 analysierten Kommunen weisen einen CR-Mittelwert von 4,9 (Range 4,3 – 5,4;± 0,3) auf. Dies bedeutet, dass sich die Kommunen in der Vorplanungsphase (CR-Wert 4) bzw. Vorbereitungsphase (CR-Wert 5) hinsichtlich Bewegungsförderung für ältere Menschen befinden. Es ergaben sich nur geringfügige Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Kommunen. Als Umsetzungshürden wurden fehlende Räumlichkeiten, ein Mangel an Übungsleiter/innen sowie mangelnde Bekanntheit existierender Angebote in der Bevölkerung mehrfach genannt.

Diskussion: Durch das CRA konnten Stand und spezifische Hürden hinsichtlich Bewegungsförderung im Alter identifiziert werden. Im nächsten Schritte werden entsprechend dem CR-Stadium zielgerichtete CB-Maßnahmen eingeleitet (z.B. Aufbau lokaler Arbeitsgruppen, Informationsveranstaltungen zum Thema Bewegungsmangel und Bewegungsförderung für die Bevölkerung). Die Herangehensweise des CR-Ansatzes wurde in den beteiligten Kommunen gut angenommen. Eine Stärke des Ansatzes liegt im systematischen Vorgehen.

Schlussfolgerung: Der vielversprechende Ansatz der Community Readiness wird im Rahmen dieser Studie erstmals in Deutschland und für das Thema Bewegungsförderung für ältere Menschen übertragen.