Gesundheitswesen 2016; 78 - A196
DOI: 10.1055/s-0036-1586705

Gesundheitskompetenz von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in Berufsförderungswerken

T Häb 1, M Niehaus 1, R Baumann 1
  • 1Universität zu Köln, Köln

Employability/Beschäftigungsfähigkeit ist eine Zielgröße europäischer Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik und damit auch eine Leitziel der beruflichen Rehabilitation in Deutschland. Wesentliche Elemente der Beschäftigungsfähigkeit sind Kompetenzen und Engagement der Erwerbspersonen neben ihrer Gesundheit. Zwischen diesen Dimensionen der Beschäftigungsfähigkeit sind komplexe Wechselbeziehungen belegt (BMAS 2013,7). Insofern ist relevant, dass in größeren Kontexten wie Bildungsinstitutionen oder Unternehmen durch eine systematische Gestaltung von Lern- und Entwicklungsprozessen eine individuelle Gesundheitskompetenz und ein gesundheitsförderliches Verhalten entwickelt werden kann.

Die Untersuchung der Gesundheitskompetenz von Rehabilitanden und Rehabilitandinnen in einem Berufsförderungswerk ist insbesondere lohnenswert, da der Forschungsstand im Rahmen dieser Bildungsinstitution beruflicher Rehabilitation noch lückenhaft ist. So könnten Interventionsansätze passgenauer an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst und das Ziel der Beschäftigungsfähigkeit gesichert werden.

Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen die Forschungsfragen nach dem Ausmaß der Gesundheitskompetenz bei Rehabilitandinnen und Rehabilitanden, nach dem Zusammenhang der Gesundheitskompetenz zur subjektiven Gesundheit und nach dem Bedarf an Förderangeboten im BFW.

Zur Beantwortung werden Daten erhoben zur subjektiven Gesundheit mittels SF-12 und zur Gesundheitskompetenz nach Lenartz sowie mit dem HLS-EU-Q16. Die Stichprobe umfasst 70 Personen. Im Vergleich mit anderen Stichproben scheinen die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden niedrigere Gesundheitskompetenzwerte aufzuweisen. Der Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und subjektiver Gesundheit kann multivariat dargestellt werden. Beide Modelle der Gesundheitskompetenz korrelieren jeweils signifikant mit der subjektiven psychischen Gesundheit. Die Regressionsanalyse zeigt, dass das Modell von Lenartz 51,9% der Varianz der psychischen Gesundheit erklären kann. Als signifikant erwies sich allerdings nur die Komponente der Selbstregulation. Die Erhebung des subjektiven Bedarfs der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bezüglich der Angebote zur Förderung der Gesundheitskompetenz im BFW ergab, dass sich die Befragten eine bessere zeitliche Organisation der Angebote wünschen bzw. dass die Angebote außerhalb der Ausbildungszeit stattfinden.

Die Ergebnisse zeigen insgesamt einen Interventionsbedarf an. Förderangebote zur Gesundheitskompetenz sollten den Aspekt der Selbstregulation beinhalten. Des Weiteren ist die zeitliche Einbettung der Förderangebote in den Ausbildungsplan zu überprüfen und gegebenenfalls stärker den Bedürfnissen der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden anzupassen. Referenzen beim Verfasser.