Gesundheitswesen 2016; 78 - A195
DOI: 10.1055/s-0036-1586704

Die Bedeutung von Umweltfaktoren in der medizinischen Rehabilitation zur Förderung von Teilhabe – Die Perspektive von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus Rehabilitations-Einrichtungen

VE Kleineke 1, A Menzel-Begemann 2, B Wild 3, T Meyer 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover
  • 2Fachhochschule Münster, Fachbereich Gesundheit, Münster
  • 3Rehabilitations-Forschungsnetzwerk der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Hintergrund/Ziel: Sowohl die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO als auch das Ziel der Teilhabeförderung sind grundlegend für die medizinische Rehabilitation. Dem Modell der Funktionsfähigkeit und Behinderung der ICF [1] lässt sich entnehmen, dass die Förderung der Teilhabe einer Person auch über die Beeinflussung von Umweltfaktoren möglich ist. Eine systematische Erfassung der Berücksichtigung von Umweltfaktoren in der medizinischen Rehabilitation fehlt bislang; diese Forschungsglücke soll durch das Projekt UfaR [2;3] geschlossen werden. In einer ersten Projektphase wurden eine Dokumentenanalyse sowie ein Workshop mit Experten/Expertinnen aus Reha-Wissenschaft, Reha-Praxis und Leistungsträger-Ebene durchgeführt, um in der medizinischen Rehabilitation bislang wenig berücksichtigte Umweltfaktoren mit Potential zur Teilhabeförderung zu identifizieren. In einer zweiten Projektphase sollten – unter intensiviertem Einbezug der Praxisperspektive – weitere relevante umweltfaktorbezogene Interventionsansätze sowie Umsetzungsbedingungen für deren Durchführung identifiziert werden.

Methodik: In der in diesem Beitrag fokussierten zweiten Projektphase wurden Workshops mit Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen in Reha-Einrichtungen acht verschiedener Indikationsgebiete (Kardiologie, Orthopädie, Rheumatologie, Neurologie, Pneumologie, Stoffwechselerkrankungen, Psychosomatik, Onkologie) durchgeführt. Als Diskussionsgrundlage dienten Arbeitsvorlagen, die basierend auf den Ergebnissen der ersten Projektphase erstellt wurden. Die Workshops dauerten jeweils zwischen eineinhalb und zwei Stunden. Ergebnisse wurden per Flipchart und Audiodatei gesichert und anschließend zu Themenfeldern zusammengefasst.

Ergebnisse: Das Ergebnis der Workshops bildet Handlungsfelder ab, die von den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen in Zusammenhang mit Umweltfaktoren als relevant erachtet werden. Zu jedem Handlungsfeld wurden konkretisierte Umsetzungsmaßnahmen und -bedingungen benannt. Ein Handlungsfeld betrifft neue Technologien. Diese werden in der Rehabilitation bislang wenig berücksichtigt, aber von den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen als bedeutsam für die Teilhabeförderung benannt. Neue Technologien können demnach u.a. für den Umgang mit Gesundheitsinformationen, für die Vernetzung betroffener Personen sowie für die Betreuung während der Nachsorge genutzt werden. Hierfür wünschen sich Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen sowohl die entsprechende Ausrüstung (Internetzugang, Hardware und Software) als auch Schulungen, um den Umgang mit neuen Technologien an die Rehabilitanden/Rehabilitandinnen weitervermitteln zu können. Weitere Handlungsfelder betreffen u.a. das soziale Umfeld am Arbeitsplatz sowie die Kooperation mit Haus- und Betriebsärzten.

Diskussion: Durch die Berücksichtigung der Praxis-Perspektive konnten umweltfaktorbezogene Ansatzpunkte für Interventionen identifiziert werden. In einem abschließenden Experten-Workshop sollen Handlungsempfehlungen für Leistungsträger, Reha-Einrichtungen und weitere Akteure/Akteurinnen formuliert werden, um die Ergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen. Referenzen beim Verfasser.