Gesundheitswesen 2016; 78 - A187
DOI: 10.1055/s-0036-1586696

Die Rolle der hausärztlichen Empfehlung bei der Inanspruchnahme einer Screening-Koloskopie

K Krüger 1, U Walter 1, M Dreier 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Hausärzte/Hausärztinnen spielen eine zentrale Rolle bei der Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen. Auch bei der Darmkrebsfrüherkennung ist die hausärztliche Empfehlung oftmals ausschlaggebend für die Teilnahme. Welche Determinanten hierauf einen Einfluss haben, ist jedoch weitgehend unerforscht.

Ziel der Fragestellung:

Charakteristika von Versicherten, die durch die hausärztliche Empfehlung zur Screening-Koloskopie erreicht werden.

Methoden: Ende 2015 wurden 5.975 Versicherte der BARMER GEK schriftlich zu ihren Erfahrungen mit der Screening-Koloskopie befragt (Response 31,3%). Analysiert wird die Teilpopulation aller 55 – 65-jährigen Versicherten, die bereits an einer Screening-Koloskopie teilnahmen (n = 969). Mittels multivariabler logistischer Regressionsmodelle werden Charakteristika der Versicherten identifiziert, die mit der hausärztlichen Empfehlung assoziiert sind. Als Faktoren werden u.a. Geschlecht, Migrationshintergrund, Erwerbsstatus, Wohnort, Teilnahme am Check-up 35, Adipositas sowie der subjektive Gesundheitszustand berücksichtigt. Aufgrund unterschiedlicher Effekte werden die Regressionen zusätzlich getrennt nach Geschlecht durchgeführt.

Ergebnisse: Die hausärztliche Empfehlung war für 50,1% der Frauen und 66,7% der Männer Anlass für die Teilnahme an der Screening-Koloskopie. Männer weisen insgesamt eine höhere Chance auf, von ihrem Hausarzt/ihrer Hausärztin erreicht zu werden als Frauen (OR 2,4; 95%-KI: 1,8 – 3,2). Mit 39,2% ist der zweithäufigste Anlass der Frauen die frauenärztliche Empfehlung. Versicherte, die am Check-up 35 teilnehmen, geben die hausärztliche Empfehlung ebenfalls häufiger an (OR 1,6; KI: 1,1 – 2,3). Es wird eine Effektmodifikation zwischen Geschlecht und subjektivem Gesundheitszustand aufgedeckt (p = 0,004). Für Frauen mit schlechtem Gesundheitszustand ist die hausärztliche Empfehlung im Vergleich zu Frauen mit besserem Gesundheitszustand häufiger Anlass für die Inanspruchnahme der Screening-Koloskopie (OR 2,0; 95%-KI: 1,1 – 3,8), während es bei Männern umgekehrt ist (OR 0,6; 95%-KI:0,4 – 0,9).

Diskussion: Die hausärztliche Empfehlung dominiert unabhängig von Bildung und Beruf bei Männern und Frauen als Anlass für die Screening-Koloskopie. Allerdings fällt die Bedeutung der hausärztlichen Empfehlung bei Frauen zugunsten der niedergelassenen Gynäkologen deutlich schwächer aus, die offensichtlich die gesünderen Frauen besser erreichen.

Schlussfolgerung: Ziel muss es sein, Frauen im Rahmen der Früherkennung nicht-gynäkologischer Krebserkrankungen besser an die hausärztliche Versorgung anzubinden. Dies gilt insbesondere für Frauen, die ihren Gesundheitszustand mindestens als gut einschätzen.