Gesundheitswesen 2016; 78 - A176
DOI: 10.1055/s-0036-1586685

Die Wirkung des schulischen Gesundheitsförderungsprogramms Klasse2000 auf Bewegung und Ernährung. Ergebnisse einer dreijährigen Evaluationsstudie

P Kolip 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld

Hintergrund und Fragestellung: Das Programm Klasse2000 deckt mit einer vierjährigen Intervention in Grundschulen ein breites Themenspektrum ab. Im Rahmen einer Evaluationsstudie wurde u.a. überprüft, ob sich Bewegung und Ernährung verändern bei den Kindern ändern.

Methodik: Für die Evaluation konnten 59 Schulklassen in Nordrhein-Westfalen gewonnen werden, die das Programm bislang nicht durchgeführt hatten. Im Rahmen eines randomisierten Warte-Kontrollgruppendesigns wurden die Effekte des Programms zu vier Messzeitpunkten überprüft: Die Basiserhebung vor dem Start der Intervention erfolgte in der Mitte des 1. Schuljahres. Weitere Erhebungen erfolgen zum Ende des 1. Schuljahres, in der Mitte des 2. Schuljahres und zum Ende des 3. Schuljahres. Mit einem standardisierten Fragebogen wurden sowohl die Eltern als auch die Kinder befragt. Die hier dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die Elternangaben. In die Auswertung gehen n = 1.074 Elternteile ein, die den Fragebogen zu t0 und t3 ausgefüllt haben. Für alle Variablen wurde geprüft, ob das Geschlecht einen Einfluss hat.

Ergebnisse: Ernährungsverhalten: Aus den Angaben zum Konsum vorgegebener Lebensmittel wurde ermittelt, inwiefern drei Kriterien gesunder Ernährung erfüllt werden. Für das Kriterium „Obst- und Gemüsekonsum“ (mind. 5 Portionen/Tag) und „Süßigkeitenkonsum“ (max. 1 Portion/Tag) zeigt sich ein Effekt der Intervention: Kinder der KG verschlechtern sich hier häufiger als Kinder der IG (Obst- und Gemüsekonsum: OR = 0,68; p = 0,030; Süßigkeitenkonsum: OR = 0,56, p = 0,003). Kein Effekt zeigt sich für das Kriterium „Wasserkonsum“ (mind. 6 Gläser/Tag).

Bewegungsverhalten: Weder in der Bewegungsfreude (erfasst mit dem NPAQ), noch in Bezug auf das Sporttreiben innerhalb und außerhalb des Vereins zeigen sich Effekte der Intervention, aber für den aktiven Schulweg (zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Rad) zeigt sich ein Effekt: Kinder der KG wechseln signifikant häufiger in eine passive Bewegungsform als Kinder der IG (OR = 0,52; p = 0,020).

Fazit: Klasse2000 kann seine Wirkung in den Bereichen Bewegung und Ernährung belegen. Dies ist umso erfreulicher, als auch in den Kontrollschulen Angebote der Gesundheitsförderung vorgehalten werden. Durch die Verankerung über die gesamte Grundschulzeit, die ganzheitliche Bearbeitung des Themas und die strukturierte Ausarbeitung sowie die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsförderer_innen wird ein Mehrwert gegenüber Angeboten erzielt, die kurzzeitig angeboten und themenspezifisch aufgebaut sind.