Gesundheitswesen 2016; 78 - A164
DOI: 10.1055/s-0036-1586674

Wie körperlich aktiv sind Frauen nach Brustkrebs?

L Ralf 1, K Bäuerle 1, W Göhner 2, J Feicke 3, U Spörhase 3, EM Bitzer 1
  • 1Pädagogische Hochschule Freiburg – Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit – Fachbereich Public Health & Health Education, Freiburg
  • 2Katholische Hochschule Freiburg, Freiburg
  • 3Pädagogische Hochschule Freiburg – Institut für Biologie und ihre Didaktik, Freiburg

Hintergrund: Forschungsergebnisse zeigen, dass körperliche Aktivität in einem zeitlichen Umfang von mindestens drei Stunden pro Woche die Wahrscheinlichkeit eines Brustkrebsrezidivs sowie die Brustkrebssterblichkeit reduziert (Holmes et al., 2005). Doch körperliche Aktivität in einem hohen zeitlichen Umfang in den Alltag zu integrieren, stellt für viele Frauen nach Brustkrebs, die bislang wenig oder gar nicht aktiv sind, eine Herausforderung dar. Wünschenswert wären motivational-volitional angelegte Interventionen, die sich zielgruppenspezifisch an Frauen mit geringer körperlicher Aktivität richten. Bislang unbekannt ist der genaue Anteil der wenig bis inaktiven Frauen nach Brustkrebs. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Umfang von körperlicher Aktivität bei Frauen nach Brustkrebs zu erfassen.

Methodik: Von Mai bis November 2015 wurde in zwei Rehabilitationseinrichtungen (Reha-Zentrum Utersum, Klinik Wehrawald) eine querschnittliche Befragung durchgeführt. Direkt nach Anreise erhielten die Frauen einen Kurzfragebogen zur Erfassung der Sportaktivität (Fuchs et al., 2015). Für die Beantwortung stehen drei Textfelder zur Verfügung, um ausgeübte Sportaktivitäten einzutragen sowie Felder für Angaben zur Häufigkeit und Dauer im letzten Monat. Frauen, welche sich weniger als 60 Minuten pro Woche sportlich betätigen, wurden zu einer Interventionsstudie eingeladen und bei Teilnahme u.a. zu Alltagsaktivitäten (Fuchs et al., 2015) befragt. Die Auswertung erfolgte deskriptiv. Die Einwilligung zur Teilnahme war freiwillig und die Befragung erfolgte verschlüsselt.

Ergebnisse: Die Stichprobe besteht aus n = 895 Rehabilitandinnen (47% Klinik Wehrawald, 53% Reha-Zentrum Utersum). Der Anteil der Frauen, die gar nicht oder nur in einem geringen Umfang sportlich aktiv sind (< 60 Min/Wo) beträgt 50,2% (n = 449). Bezogen auf die sportlich aktiven Frauen, beträgt die durchschnittliche Dauer an sportlicher Aktivität 167 Minuten (Median = 120 Min/Wo, Min: 2,50 Min/Wo, Max: 28 Std/Wo, 95% CI = 154 – 180). Die Befragung der wenig sportlich aktiven Frauen (n = 371) aus der Interventionsgruppe zeigt jedoch eine hohe durchschnittliche Alltagsaktivität von 636 Minuten pro Woche (95% CI = 498 – 773), wobei Hausarbeit (n = 323) mit 278 Minuten am häufigsten genannt wird.

Diskussion: 50,2% der befragten Frauen geben an, während des vergangenen Monats nicht oder weniger als eine Stunde pro Woche sportlich aktiv zu sein. Der Zeitumfang für Alltagsaktivitäten ist höher. Dennoch wird die Relevanz deutlich, spezielle Unterstützungsangebote für einen körperlich aktiven Lebensstil anzubieten, um nachhaltig die sportliche Aktivität dieser Zielgruppe zu erhöhen. Referenzen beim Verfasser.