Gesundheitswesen 2016; 78 - A150
DOI: 10.1055/s-0036-1586660

Wissen und Einstellungen in Bezug auf psychische Erkrankungen in der Bevölkerung

B Borrmann 1, J Preckel 1, N Rosenkötter 1
  • 1Landeszentrum Gesundheit NRW, Bielefeld

Hintergrund und Ziel: Das Wissen und die Einstellung gegenüber psychischen Erkrankungen innerhalb der Bevölkerung können sich auf die Inanspruchnahme von Beratungs- und Versorgungsangeboten auswirken und ebenso auf das Ausmaß an Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Im Rahmen des NRW-Gesundheitssurveys 2015 wurden diesbezügliche Unterschiede zwischen verschiedenen psychischen Erkrankungen untersucht.

Studiendesign/Methoden: An der im Jahr 2015 durchgeführten Befragung nahmen 1046 Frauen und 970 Männer aus Nordrhein-Westfalen im Alter von 18 bis 92 Jahren teil. Wissen und Einstellungen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wurden dabei anhand eines per Zufall ausgewählten Fallbeispiels zu einer von vier psychischen Erkrankungen (Angststörung, Depression, Schizophrenie oder Demenz) ermittelt. Vignetten und Fragenkatalog wurden in Anlehnung an vergleichbare Untersuchungen von Angermayr et al. (2013) konzipiert. Es erfolgte eine Gewichtung der Gesamtstichprobe anhand der Merkmale Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße, Bildung, Gemeindegrößenklasse (BIK-Klasse) und Regierungsbezirk. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen.

Ergebnisse: Etwa 90% der Befragten erkannten das typische Erscheinungsbild einer Demenz im entsprechenden Fallbeispiel, 63% erkannten eine Depression, 35% einer Angststörung und 16% der Befragten konnten im Fallbeispiel eine Schizophrenie identifizieren. Frauen erzielten etwas bessere Ergebnisse als Männer.

Bei den Krankheitsbildern Angststörung, Depression und Schizophrenie wurden eine unglückliche Kindheit, belastende Lebensumstände und Stress am häufigsten als mögliche Ursachen für die Erkrankung gesehen. Bei Demenz hingegen schätzten die Befragten am häufigsten das Alter, Erbfaktoren/Gene und körperliche Erkrankungen als ursächliche Faktoren ein. Präventionsmöglichkeiten wurden am häufigsten in Bezug auf Angststörungen (66,5%), am seltensten bei Demenz (44,9%) gesehen. Bei Depression und Schizophrenie meinte etwa jede/r Zweite, dass Präventionsmaßnahmen das Auftreten der Krankheit beeinflussen können.

Diskussion: Das Wissen über typische Erscheinungsbilder und Risikofaktoren psychischer Erkrankungen variiert deutlich in Abhängigkeit von der Erkrankung. Aufklärungsbedarf besteht auch in Bezug auf Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten von psychischen Erkrankungen. Referenzen beim Verfasser.