Gesundheitswesen 2016; 78 - A148
DOI: 10.1055/s-0036-1586658

Stresserleben und Schlafqualität bei Studierenden – Eine Kausalanalyse

B Gusy 2, E Farnir 2, C Gräfe 2, K Lohmann 1
  • 1Freie Universität Berlin, Berlin
  • 2Freie Universität Berlin (FB Erwiss.& Psych.), Berlin

Hintergrund: Ausreichender Schlaf ist von essentieller Bedeutung für physische und psychische Regenerationsprozesse (Birbaumer & Schmidt, 2010). Schlafmangel, Ein- und Durchschlafstörungen werden mit mangelnder Konzentrationsfähigkeit, Stress und schlechterem psychischen Wohlbefinden in Verbindung gebracht (Galambos, Vargas Lascano, Dayuma I., Howard & Maggs, 2013; Lund, Reider, Whiting & Prichard, 2010). Dies kann sich negativ auf die persönliche Leistungsfähigkeit im Studium auswirken (Dewald, Meijer, Oort, Kerkhof & Bögels, 2010; Gaultney, 2010; Gomes, Tavares & de Azevedo, Maria Helena P., 2011). In diesem Beitrag wird die Ursache-Wirkungsbeziehung von Stresserleben und Schlafstörungen bei Studierenden analysiert.

Methode: Im Januar und Juni 2014 wurden 605 Studierende der Freien Universität Berlin in einer Längsschnittstudie zu ihrem Schlafverhalten (Schlafdauer, Schlafqualität, Ein- und Durchschlafstörungen) und ihrem Stresserleben befragt. Die Teilnehmenden waren im Mittel 24 Jahre (M = 24,35) alt und mehrheitlich weiblich (71,3%). Kreuzregressionen (SEM) wurden eingesetzt um zu analysieren, ob ein erhöhtes Stresserleben zu einer schlechteren Schlafqualität führt oder umgekehrt.

Ergebnisse: Über die Hälfte der befragten Studierenden berichten starken Stress (57,5%), in der altersähnlichen Stichprobe aus der bevölkerungsrepräsentativen Befragung zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS-1) ist dieser Anteil deutlich geringer (12,9%) (Hapke et al., 2013). Studierende schlafen weniger und schlechter als die altersähnliche Allgemeinbevölkerung (DEGS-1) (Schlack, Hapke, Maske, Busch & Cohrs, 2013). Die Ergebnisse der latenten Kreuzregressionen belegen, dass Stress im Studium die Schlafqualität beeinträchtigt (β=-0,13, p<= 0,05) und nicht Schlafprobleme Ursache für ein erhöhtes Stresserleben sind (β=-0,01, p > 0,05).

Diskussion und Fazit: Studierende sind sowohl hinsichtlich ihres Stresserlebens als auch ihrer Schlafqualität stärker belastet als die altersähnliche Allgemeinbevölkerung. Eine zeitverzögerte Wirkung vom Stresserleben auf die Schlafqualität ist wahrscheinlicher als der entgegengesetzte Effekt. So erscheint es sinnvoller mit Interventionen am Stresserleben anzusetzen, um das Stresserleben zu mindern und damit auch die Schlafqualität zu verbessern. Referenzen beim Verfasser.