Gesundheitswesen 2016; 78 - A136
DOI: 10.1055/s-0036-1586646

HIPPOlino – Erste Ergebnisse des Hautkrebspräventionsprogramms für organtransplantierte Kinder und Jugendliche

S Böttcher 1, MM Sachse 2, C Hauer 1, G Laschewski 3, H Zeeb 1
  • 1Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen
  • 2Klinikum Bremerhaven, Bremerhaven
  • 3Deutscher Wetterdienst, Freiburg

Hintergrund: In Deutschland erhalten jährlich etwa 200 – 300 Kinder und Jugendliche ein Spenderorgan1. Nach einer Organtransplantation ist das Hautkrebsrisiko aufgrund der Immunsuppressiva bis zu 250-fach erhöht2. Die UV-Licht-Exposition gilt als Hauptkarzinogen für die Entstehung von Hautkrebs3. Es ist daher wichtig, insbesondere unter Transplantierten bereits im Kindesalter das Risikobewusstsein zu erhöhen, um eine Verhaltensänderung bezüglich des täglichen Sonnenschutzes und eine Verringerung der UV-Licht-Exposition zu erzielen.

Fragestellung: Ziel ist die Evaluation eines standardisierten Schulungsprogramms zur Hautkrebsprävention und die Beantwortung der Frage, ob der im Rahmen des Programms beabsichtigte Wissenszuwachs bzw. die Verhaltensänderungen durch den anschließenden Versand UV-Index abhängiger Sonnenschutzempfehlungen per SMS erzielt werden können.

Methodik: In einer randomisierten Vergleichsstudie im Warte-Kontrollgruppendesign wurden zwei unterschiedliche Interventionsgruppen (IG) mit einer Kontrollgruppe (KG) verglichen. Im Anschluss an eine Basisschulung erfolgte je nach Gruppenzugehörigkeit eine Sonnenschutzschulung mit anschließendem SMS-Versand UV-Index-abhängiger Sonnenschutzempfehlungen (IG1) oder eine Online-Schulung ohne SMS-Versand (IG2). In einer Baseline und drei Follow-up-Erhebungen per Selbstausfüllerfragebögen standen Fragen zum Verhalten in der Sonne und Fragen zum Wissensstand im Vordergrund.

Ergebnisse: 138 Teilnehmer/innen zwischen 5 und 21 Jahren (61 Mädchen, 77 Jungen) wurden in die Studie aufgenommen. In der Baseline-Erhebung (T0) zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen IG und KG. Beim ersten Follow-up sechs Wochen nach der Schulung (T1) zeigte sich im Vergleich zwischen KG und IG1 ein deutlicher Unterschied bei der Frage, wie ein Sonnenbrand vermieden werden könne. Während in der KG 17 von 40 Teilnehmenden diese Frage richtig beantworten konnten, lag dieser Wert in der IG1 mit 26 von 41 Teilnehmenden höher. Ebenfalls zeigte sich im Vergleich zur KG ein Wissenszuwachs bei der Frage nach der Bedeutung des UV-Index. 31 von 41 Teilnehmenden der IG1 und 19 von 40 Teilnehmenden der Kontrollgruppe beantworteten diese Frage richtig.

Die Ergebnisse der IG2 unterschieden sich nicht wesentlich von denen der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerung: Die ersten Analysen sechs Wochen nach der Schulung weisen darauf hin, dass sich das Sonnenschutzverhalten durch die Kombination von einer Sonnenschutzschulung mit dem anschließenden SMS-Versand von Sonnenschutzempfehlungen verbessert. Auch das Sonnenschutzwissen konnte durch die o.g. Intervention zumindest kurzfristig erhöht werden. Die mittelfristigen Effekte nach 6 Monate (T2) und 12 Monaten (T3) werden in naher Zukunft untersucht. Referenzen beim Verfasser.