Gesundheitswesen 2016; 78 - A126
DOI: 10.1055/s-0036-1586636

Koffeinkonsum bei Studierenden – Lifestyle oder Risiko?

K Lohmann 1, K Töpritz 1, E Farnir 1, C Gräfe 1, B Gusy 2
  • 1Freie Universität Berlin, Berlin
  • 2Freie Universität Berlin (FB Erwiss.& Psych.), Berlin

Hintergrund: Koffein ist eine der am häufigsten konsumierten pharmakologisch aktiven Substanzen (Nawrot et al., 2003). Es ist in Kaffeegetränken, Tee, Energydrinks und Cola-Getränken enthalten (Corti et al., 2005). Studierende nutzen Koffein im Rahmen des Studiums zur Steigerung ihrer geistigen Leistungsfähigkeit (Neuroenhancement) (Franke et al., 2011). Es verbessert Vigilanz, Aufmerksamkeit und Konzentration. Größere Mengen Koffein verursachen Zittern, Unruhe, Schlaflosigkeit und Bluthochdruck (Cano-Marquina et al., 2013). Für gesunde Erwachsene gilt eine Tagesdosis von 400 mg als unbedenklich (EFSA NDA Panel, 2015). Im Rahmen dieses Beitrags wird erläutert, welche Koffeinkonsummuster Studierende zeigen und ob es Zusammenhänge zu anderen Risikoverhaltensweisen gibt.

Methode: An drei verschiedenen Hochschulen wurden Online-Befragungen (zwischen 2012 und 2016) durchgeführt. Diese Befragungen dienten der Gesundheitsberichterstattung bei Studierenden. Neben Fragen zum Koffeinkonsum (welche Getränke, wie oft, wieviel) auch Fragen zur Soziodemografie, zur subjektiven Gesundheit und zur Wahrnehmung des Studiums gestellt wurden. Insgesamt wurden die Angaben von 5752 Studierenden (62,5% weiblich, im Mittel 24,2 Jahre alt) ausgewertet.

Ergebnisse: 11,5% der Studentinnen und 17,8% der Studenten haben im Monat vor der Befragung kein Koffein zu sich genommen. Mehr Frauen (72,6%) als Männer (62,9%) haben Kaffee getrunken, ein größerer Teil der Männer hat (29% vs. 17,7% der Frauen) Energydrinks getrunken. Koffeintabletten haben 2,5% der Frauen und 3,5% der Männer eingenommen. Studentinnen haben im Mittel 260 mg Koffein pro Tag zu sich genommen (SD 261 mg), Studenten 271 mg (SD 296 mg). 21,1% der Frauen und 21,3% der Männer haben mehr als die empfohlen 400 mg Koffein pro Tag zu sich genommen. Es bestehen signifikante positive Zusammenhänge zwischen der täglich zugeführten Koffeinmenge und der Schmerzmitteleinnahme (r = 0,16) sowie der pro Woche gerauchten Zigaretten (r = 0,25).

Diskussion und Fazit: Rund ein Fünftel der befragten Studierenden nehmen mehr als 400 mg Koffein pro Tag zu sich. In Prüfungsphasen kann der Koffeinkonsum noch steigen (Zunhammer et al., 2014). Zudem geht ein erhöhter Koffeinkonsum mit anderen Risikoverhaltensweisen einher, (vgl. Arria et al., 2014). Da sowohl die Gefäßgröße als auch der Koffeingehalt pro Getränk stark schwanken, kann lediglich ein Näherungswert der im Mittel konsumierten Koffeinmenge bestimmt werden. Es sollte weitere Untersuchungen zum Koffeinkonsum bei Studierenden geben, um z.B. ungünstige Wirkungen auf das Schlafverhalten aufdecken und ggf. Intervention ableiten zu können. Referenzen beim Verfasser.