Gesundheitswesen 2016; 78 - A123
DOI: 10.1055/s-0036-1586633

Risikogruppen für eine Passivrauchexposition in Deutschland – Analyse des Telefonsurveys GEDA 2012

K Krüger 1, U Walter 1, M Dreier 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Der Schutz vor Passivrauch ist im Bundesnichtraucherschutzgesetz, im Jugendschutzgesetz, der Arbeitsstättenverordnung sowie den Nichtraucherschutzgesetzen der Bundesländer geregelt. Die Passivrauchexposition ist in den letzten Jahren zurückgegangen, jedoch sind 34% der männlichen und 22% der weiblichen Nichtraucher in Deutschland exponiert.

Ziel der Fragestellung: Identifikation von Personengruppen, die Passivrauch ausgesetzt sind, differenziert nach Ort.

Methoden: Die Analysen basieren auf Daten des vom Robert Koch-Institut durchgeführten Telefonsurveys GEDA 2012, der insgesamt Datensätze von 19.294 Personen ab 18 Jahren umfasst. Es werden die nichtrauchenden Befragten (n = 14.443) eingeschlossen. Mittels multivariabler logistischer Regressionsanalysen wird untersucht, welche sozioökonomischen, Lebensstil- und gesundheitsbezogenen Determinanten mit einer Passivrauchexposition insgesamt, am Arbeitsplatz, zu Hause, bei Freunden, in Kneipen/Cafés/Bars/Diskotheken oder Restaurants assoziiert sind.

Ergebnisse: In Deutschland sind 23,9% der befragten Nichtraucher Passivrauch ausgesetzt. Am Arbeitsplatz sind 38,6 exponiert, bei Freunden/Bekannten 34,0%, in Kneipen/Cafés/Bars/Diskotheken 27,2%, zu Hause 23,1% und in Restaurants 7,3%. Insgesamt haben Jüngere (18 – 39 Jahre) eine 3,4-mal so hohe Expositionschance (OR:3,4; 95%-KI:2,7 – 4,3) im Vergleich zu über 60-Jährigen. Weitere Risikogruppen sind Personen mit einfacher Bildung (OR:1,4; 95%-KI:1,2 – 1,8), Personen mit riskantem Alkoholkonsum (OR:1,6; 95%-KI:1,4 – 1,8) und Personen mit negativem Gesundheitsverhalten. Am Arbeitsplatz sind vor allem die mittlere Altersgruppe (OR:7,2; 95%-KI:2,8 – 18,4), Arbeiter (OR:4,5; 95%-KI:1,7 – 11,9) sowie Personen mit einem (sehr) guten Gesundheitszustand (OR:2,5; 95%-KI:1,6 – 3,9) und Männer exponiert. Zu Hause sind Frauen (OR:3,3; 95%-KI:2,5 – 4,4), Personen über 60 Jahren und Personen, die mit einem festen Partner zusammenleben stärker betroffen. In Kneipen sind junge Befragte (OR:3,4; 95%-KI:2,2 – 5,4), Personen ohne festen Partner (OR:1,9; 95%-KI:1,6 – 2,3), Personen mit riskantem Alkoholkonsum (OR:5,2; 95%-KI:3,8 – 7,2) und Personen mit Wohnsitz in Westdeutschland (OR:1,5; 95%-KI:1,2 – 1,8)häufiger Passivrauch ausgesetzt. Frauen (OR: 1,3; 96%-KI: 1,1 – 1,5) und Arbeitslose (OR: 2,0; 95%-KI: 1,4 – 2,8) haben eine höhere Expositionschance bei Freunden/Bekannten.

Diskussion: Knapp ein Viertel der Befragten ist weiterhin Passivrauch ausgesetzt. Risikogruppen für eine Passivrauchexposition variieren stark nach Ort. Die meisten sind am Arbeitsplatz exponiert. Limitierend sind fehlende Daten zum Ausmaß der Exposition an den einzelnen Orten.

Schlussfolgerung: Weitere Analysen insbesondere zur Passivrauchexposition am Arbeitsplatz sind notwendig, um gezielte Strategien für zukünftige Tabakkontrollmaßnahmen zu entwickeln. Referenzen beim Verfasser.