Gesundheitswesen 2016; 78 - A111
DOI: 10.1055/s-0036-1586621

Teilnahmekontinuität und Qualitätszielerreichung in einem Disease Management Programm. Ergebnisse aus dem DMP Koronare Herzkrankheit in Nordrhein

B Hagen 1, S Groos 1, J Kretschmann 1, A Weber 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Köln

Hintergrund und Fragestellung: Die Kontinuität des Arzt-Patienten-Kontakts wird allgemein als ein Schlüsselelement der Qualität der hausärztlichen Versorgung angesehen. Sie ist auch von entscheidender Bedeutung innerhalb der Disease Management Programme (DMP). Im Rahmen des DMP Koronare Herzkrankheit (KHK) wurde das Ausmaß der Teilnahmekontinuität untersucht, welche Faktoren sie beeinflussen und ob sie ihrerseits relevant für das Erreichen der vertraglich definierten Qualitätsziele ist.

Material und Methoden: Innerhalb der 2014 im DMP betreuten und bis 2012 eingeschriebenen KHK-Patienten mit (n = 193.441) lassen sich drei Patientengruppen ermitteln, für die relativ zu ihrer Teilnahmedauer < 50%, 50 bis < 70% bzw. ≥70% aller Dokumentationen vorliegen. In voneinander unabhängigen logistischen Regressionsmodellen wurden die Risikofaktoren einer hohen Teilnahmediskontinuität sowie deren Einfluss auf das Erreichen der Qualitätsziele bestimmt (Odds Ratio OR; 95-%-Konfidenzintervall CI).

Ergebnisse: Die drei genannten Gruppen umfassen jeweils 3,9, 9,7 bzw. 86,5% der Patienten. Im DMP weisen männliche KHK-Patienten (OR 1,07; 1,01 – 1,13), Patienten bis zu 65 Jahren (≥ 76 vs. ≤ 65 Jahre OR 0,51; 0,47 – 0,54), Raucher (OR 1,40; 1,31 – 1,50) sowie insbesondere Patienten, bei denen eine Koronarintervention erfolgt (OR 2,38; 2,14 – 2,64), ein hohes Diskontinuitätsrisiko auf. Eine hohe Teilnahmekontinuität erhöht die Chance, normotone Blutdruckwerte zu erreichen (OR 1,09; 1,04 – 1,15) bzw. Thromboztyen-Aggregationshemmer (OR 1,27; 1,20 – 1,34), Beta-Blocker (OR 1,14; 1,08 – 1,20) oder Statine (OR 1,16; 1,10 – 1,22) verordnet zu bekommen. Allerdings haben diskontinuierlich teilnehmende KHK-Patienten eine höhere Chance, überwiesen zu werden (OR 1,41; 1,09 – 1,83).

Schlussfolgerung: Eine kleine Gruppe männlicher, jüngerer und weiterhin rauchender KHK-Diabetiker hat ein deutlich erhöhtes Risiko, diskontinuierlich an dem DMP teilzunehmen. In dieser Gruppe besteht zudem ein deutlich erhöhter Interventionsbedarf (Bypass-OP, PTCA). Eine hohe Teilnahmekontinuität korreliert positiv mit dem Erreichen der meisten DMP-Qualitätsziele. Diese Patientengruppe stellt die, an dem DMP beteiligten Hausärzte vor große Herausforderungen. Solche Patienten müssen in besonderer Form informiert und motiviert werden, regelmäßig teilzunehmen, damit langfristig eines der zentralen DMP-Ziele erreicht werden kann, nämlich das Verhindern oder Verzögern der kardio-vaskulär bedingten Morbidität und Mortalität.