Gesundheitswesen 2016; 78 - A110
DOI: 10.1055/s-0036-1586620

Teilnahmekontinuität und Qualitätszielerreichung in einem Disease Management Programm. Ergebnisse aus dem DMP Diabetes mellitus Typ 2 in Nordrhein

B Hagen 1, S Groos 1, J Kretschmann 1, A Weber 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Köln

Hintergrund und Fragestellung: Die Kontinuität des Arzt-Patienten-Kontakts wird allgemein als ein Schlüsselelement der Qualität der hausärztlichen Versorgung angesehen. Sie ist auch von entscheidender Bedeutung innerhalb der Disease Management Programme (DMP). Im Rahmen des DMP Diabetes mellitus Typ 2 wurde das Ausmaß der Teilnahmekontinuität untersucht, welche Faktoren sie beeinflussen und ob sie ihrerseits relevant für das Erreichen der vertraglich definierten Qualitätsziele ist.

Material und Methoden: Innerhalb der 2014 im DMP betreuten und bis 2012 eingeschriebenen Typ-2-Diabetiker (n = 427.509) lassen sich drei Patientengruppen ermitteln, für die relativ zu ihrer Teilnahmedauer < 50%, 50 bis < 70% bzw. ≥70% aller Dokumentationen vorliegen. In voneinander unabhängigen logistischen Regressionsmodellen wurden die Risikofaktoren einer hohen Teilnahmediskontinuität sowie deren Einfluss auf das Erreichen der Qualitätsziele bestimmt (Odds Ratio OR; 95-%-Konfidenzintervall CI).

Ergebnisse: Die drei genannten Gruppen umfassen jeweils 5,1, 10,4 bzw. 84,5% der Patienten. Im DMP weisen männliche Typ-2-Diabetiker (OR 1,17; 1,14 – 1,21), Patienten bis zu 65 Jahren (≥ 76 vs. ≤ 65 Jahre OR 0,42; 0,40 – 0,43) und solche mit einem HbA1c-Wert ≥ 8,5% (OR 1,81; 1,74 – 1,89) ein hohes Diskontinuitätsrisiko auf. Ebenso wie ältere haben auch bereits an Folgekomplikationen erkrankte Patienten ein geringeres Risiko hierfür (OR 0,65; 0,62 – 0,68). Eine hohe Teilnahmekontinuität erhöht die Chance, die DMP-Qualitätsziele zu erreichen, bedeutsam. Dies zeigt sich bspw. bei der Chance, dass eine Netzhautuntersuchung durchgeführt (OR 2,64; 2,57 – 2,71), die Nierenfunktion überprüft (OR 1,80; 1,71 – 1,89) oder das individuelle HbA1c-Ziel erreicht wurden (OR 1,62; 1,58 – 1,67).

Schlussfolgerung: Eine kleine Gruppe männlicher, jüngerer, vermutlich erst seit kürzerer Zeit erkrankter Typ-2-Diabetiker mit schlechter Stoffwechseleinstellung hat ein deutlich erhöhtes Risiko, diskontinuierlich an dem DMP teilzunehmen. Da gezeigt werden konnte, dass es eine hohe Teilnahmekontinuität positiv mit dem Erreichen der DMP-Qualitätsziele korreliert, stellt diese Patientengruppe die, an dem DMP beteiligten Hausärzte vor große Herausforderungen. Solche Patienten müssen in besonderer Form informiert und motiviert werden, regelmäßig teilzunehmen, damit langfristig eines der zentralen DMP-Ziele erreicht werden kann, nämlich das Verhindern oder Verzögern des Auftretens diabetischer Folgekomplikationen.