Gesundheitswesen 2016; 78 - A109
DOI: 10.1055/s-0036-1586619

Veränderung der Häufigkeit von Exazerbationen und stationären Notfallbehandlungen. Ergebnisse aus dem DMP COPD in Nordrhein

B Hagen 1, J Kretschmann 1, A Weber 1, S Groos 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Köln

Hintergrund und Fragestellung: Das Auftreten bzw. Vermeiden von Exazerbationen und stationären Notfallbehandlungen gelten als bedeutsame Indikatoren der Versorgungsqualität von Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) und zählen deshalb auch zu den Qualitätszielen für Patienten in dem Disease Management Programm (DMP) COPD. Hier wurde untersucht, ob sich, abhängig vom Schweregrad der Atemwegsobstruktion, die relative Häufigkeit der Dokumentation dieser Ereignisse zwischen 2009 und 2014 verändert hat.

Material und Methoden: Berücksichtigt wurden die sechs Monate vor der letzten Dokumentation des jeweiligen Jahres, die Patienten mussten eine gültige FEV1-Messung und mindestens sechs Monate Teilnahmedauer aufweisen. 2014 lag für n = 82.978 (77,1%) der Patienten eine aktuelle FEV1-Angabe vor, einen Schweregrad 1 (FEV1/Sollwert ≥ 70%) erreichten 39,1%, den Grad 2 (≥ 50 – < 70%) 31,2%, den Grad 3 (≥ 35 – < 50%) 18,4% und den Grad 4 (< 35%) 11,2% dieser Patienten. Um eine Vergleichbarkeit der Querschnittsdaten über die Jahre zu ermöglichen, wurden die Raten nach dem Obstruktionsgrad stratifiziert sowie alters- und geschlechtsadjustiert (direkte Standardisierung; Referenzpopulation 2009; adjust. Rate aR; 95-%-Konfidenzintervall CI).

Ergebnisse: In allen Schweregradgruppen sank zwischen 2009 und 2014 die Exazerbationshäufigkeit. Dieser Effekt war bei Patienten mit Schweregrad 4 am ausgeprägtesten (aR 25,4%; 23,9 – 27,1% vs. aR 19,0%; 17,9 – 20,2%), war jedoch auch bei Patienten mit Schweregrad 1 nachweisbar (aR 8,7%; 8,3 – 9,2% vs. aR 5,9%; 5,6 – 6,2%). Ebenso verringerte sich in allen Schweregradgruppen zwischen 2009 und 2014 die Häufigkeit stationärer Notfallbehandlungen, erneut am deutlichsten bei Patienten mit Schweregrad 4 (aR 7,6%; 6,8 – 8,5% vs. aR 5,6%; 5,0 – 6,3%), bei Patienten mit Schweregrad 1 vergleichsweise gering (aR 1,1%; 0,9 – 1,3% vs. aR 0,7%; 0,6 – 0,8%).

Schlussfolgerung: Die Befunde zeigen, dass es über eine Beobachtungszeit von 6 Jahren zu einem Rückgang der dokumentierten Häufigkeit von Exazerbationen und stationären Notfallbehandlungen gekommen ist. Der deutlichste Rückgang zeigte sich bei Patienten mit dem größten Ausmaß an Atemwegsobstruktion. Auch wenn vermutlich nicht alle relevanten Ereignisse lückenlos dokumentiert wurden, ist somit insgesamt von einer Verbesserung der Versorgungsqualität innerhalb des DMP COPD auszugehen.