Gesundheitswesen 2016; 78 - A101
DOI: 10.1055/s-0036-1586611

Herausforderungen und Lösungen bei der Förderung von Handlungsmöglichkeiten für aktive Lebensstile in einem Netzwerk zum interaktiven Wissensaustausch in der Gesundheitsförderungsforschung

A Frahsa 1, A Rütten 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Einleitung/Hintergrund: Bewegungsmangel ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung und Progression von Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 und zahlreiche Krebserkrankungen. Förderung von körperlicher Aktivität ist deshalb eine Kernaufgabe von Prävention und Gesundheitsförderung (US Department Health 2008). Der Forschungsverbund „Capital4Health“ (BMBF, 2015 – 2018) zielt in diesem Sinne darauf, Handlungsmöglichkeiten für aktive Lebensstile zu fördern bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Multiplikatoren in fünf Teilprojekten in den Settings Kindertagesstätten, Schulen, Ausbildungsbetriebe, Gemeinden und Wohnstifte. Der Verbund nutzt dafür einen innovativen transdisziplinären Ansatz der Co-Produktion von Wissen zum Handeln (Bergmann et al. 2013; Rütten & Gelius, 2013, Stokols et al. 2013). Gemeinsame Planung, Entscheidungsfindung, Implementation und Reflexion von politischen Entscheidungsträgern, Praktikern und Forschenden in einem Fallstudien-Ansatz auf Verbundebene soll zu setting-adäquaten Interventionen zur Bewegungsförderung führen, die nachhaltig in den Routineservices beteiligter Institutionen verankert werden können. Der Beitrag untersucht, welche grundlegenden Herausforderungen die Teilprojekte im interaktiven Wissensaustausch teilen und welche Lösungsansätze Kooperation zwischen den beteiligten Perspektiven fördern können.

Studiendesign: Die Studie folgt einem Methodenmix interpretativer-rekursiver Sozialforschung. Wir haben bislang Verbund- und Teilprojekttreffen teilnehmend beobachtet, reflexive Fokusgruppen mit den beteiligten Forscherteams (n = 10, zweifach pro Teilprojekt zu Beginn der Teilprojektkooperationen und in der ersten Planungsphase) sowie semi-strukturierte Interviews mit beteiligten Projektpartnern (n = 10) durchgeführt. Die Fokusgruppen und Interviews wurden nach den Standards qualitativer Sozialforschung transkribiert und analysiert (Kruse 2014). Zur Datentriangulation haben wir weitere projektbezogenen Dokumente thematisch inhaltsanalysiert, wie Sitzungsprotokolle, Feldprotokolle, und Gremienbeschlüsse.

Erste Ergebnisse: Es wurden folgende grundlegende Herausforderungen über die Teilprojekte und Settings identifiziert:

  • Schaffen einer gemeinsamen Arbeitsgrundlage,

  • Einbindung von Entscheidungsträgern,

  • Partizipation der jeweiligen Bevölkerungsgruppen, und

  • die Integration von Forschungselementen in die praktische Kooperation mit Partnerinstitutionen.

Erste Lösungsansätze zur kognitiven, sozialen und kommunikativen Integration aus der Transdisziplinarität wurden diskutiert und erfolgreich angewendet.

Diskussion und Praxisrelevanz: Im ersten Jahr der Verbundlaufzeit konnten grundlegende Herausforderungen der Kooperation identifiziert werden, die über unterschiedliche Settings und Akteure hinweg geteilt werden. Die Adressierung grundlegender Herausforderungen im Fallstudiendesign auf Verbundebene kann spezifische Lösungen für den jeweiligen Fall hervorbringen und darüber hinaus sekundäre Lernoutcomes für beteiligte Akteure der anderen Settings ermöglichen, die zu einem verbesserten transdiziplinären Vorgehen und damit nachhaltiger Interventionsimplementation führt. Referenzen beim Verfasser.