Gesundheitswesen 2016; 78 - A99
DOI: 10.1055/s-0036-1586609

Qualitätskriterien für die Peer-Forschung. Entwicklung der Planungs-, Struktur- und Prozessqualität in partizipativen Forschungsprozessen am Beispiel des Projektes ElfE: Eltern fragen Eltern

I Schaefer 1, G Bär 1
  • 1Alice Salomon Hochschule Berlin, Berlin

Hintergrund: Herzstück des Forschungsprojekt ElfE: Eltern fragen Eltern ist ein Peer-Forschungsansatz mit Eltern von Kindern im Kita-Alter. ElfE ist Teil des BMBF-geförderten Forschungsverbundes PartKommPlus – Gesunde Kommunen durch integrierte, partizipative Strategien der Gesundheitsförderung (Förderzeitraum 2015 – 2018). Charakteristisch für die partizipative Forschung ist die Prozesshaftigkeit und Offenheit – u.a. wurde die konkrete Forschungsfrage erst nach Etablierung von Peerforschungsgruppen im Prozess entwickelt. Dies stellt besondere Anforderungen an die Qualitätsentwicklung und -sicherung und erfordert eine hohe Selbstreflexivität der Beteiligten.

Methoden: In den zwei Fallstudien des Projektes wurden insgesamt drei Forschungsgruppen etabliert. Die Zusammenarbeit erfolgt in regelmäßig tagenden Forschungswerkstätten, in denen die Forschung von der Problemdefinition, Methodenwahl, Erhebung und Auswertung konzipiert und begleitet wird. Zur Vermittlung des Forschungsansatzes und seiner Aneignung durch die Peers wurde ein an der ASH entwickeltes Modell von Qualitätskriterien für Peerforschungsprojekte herangezogen. Diese sind u.a. auf Basis von Interviews mit Peerforschenden konzipiert worden. Diese Kriterien wurden im ElfE-Projekt für die Reflexion der Planungs-, Struktur- und Prozessqualität der Peerforschungsgruppen weiter entwickelt und eingesetzt.

Ergebnisse: Es erwiesen sich insbesondere die Kriterien als hilfreich, die eine projektspezifische Ausgestaltung zuließen bzw. erfordern. Die Anwendung dieser Kriterien bot nicht nur einen Rahmen für die Reflexion seitens der Projektinitiatoren. Vor dem Hintergrund, dass partizipative Forschungsansätze gegenwärtig in Deutschland noch rar sind, erwiesen sich die Kriterien auch als hilfreich bei der systematischen Entwicklung der Forschungswerkstätten. So bot dieser Rahmen den Anlass, die Rolle, die Qualifikation und die Motivation der teilnehmenden Peers explizit mit diesen gemeinsam zu thematisieren und im Prozessverlauf zu reflektieren. Drei Effekte der Kriterienliste konnten bislang identifiziert werden:

  • Die Dynamik der Werkstätten zeigte, dass die Kriterien für die mitforschenden Eltern eine wichtige Orientierungsfunktion in Bezug auf ihr Selbstverständnis haben.

  • Transparent wird zudem auch für unerfahrene Peer-Forschende, welche Varianten von Peer-Forschung möglich sind.

  • Über eine frühe Kommunikation der zu erwartenden kommunalen Resonanz auf die Projektergebnisse wird die Motivation der mitforschenden Peers gestärkt.

Schlussfolgerungen und Praxisrelevanz: Die Anwendung der entwickelten Qualitätskriterien im Sinne einer Checkliste für die Projektinitiatoren wird auch für andere partizipative Forschungsprojekte als gewinnbringend eingeschätzt. Es ist außerdem vorstellbar, diese Checkliste in einem nächsten Schritt für die Selbstreflexion interessierter Peer-Forschenden aufzubereiten. Referenzen beim Verfasser.