Gesundheitswesen 2016; 78 - A88
DOI: 10.1055/s-0036-1586598

„Good Urban Blue Governance for Health“ – Modell einer integrierten, gesundheitsförderlichen Stadtentwicklung mit Stadtblau

H Baumeister 1, T Claßen 2, C Hornberg 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld
  • 2Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Bielefeld

Hintergrund: Urbane Gewässer (Stadtblau) besitzen ein großes Potenzial im Hinblick auf eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung. Ein entsprechender Einsatz von Stadtblau ist aber stark davon abhängig, inwieweit es gelingt, effektive Informations- und Kooperations-Strukturen unter den vielfältigen an der Entwicklung Beteiligten und weiteren relevanten Akteurinnen und Akteuren aufzubauen.

Fragestellung/Ziele: Unter der Fragestellung „Welche Governance-Strukturen bestehen bei der Entwicklung von Stadtblau im Hinblick auf eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung?“ wurde ein inter- und transdisziplinär angelegter Mehr-Ebenen-Ansatz für das Vorhaben entwickelt mit dem Ziel, Limitationen und Potenziale in den Governance-Strukturen bei der Entwicklung von Stadtblau für eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung aufzudecken. Daraus abgeleitete Impulse und Handlungsfelder sollen Stadtblau als zentrales Element der Gesundheitsförderung in der Stadtentwicklung weiter etablieren und damit verbundene Governance-Strukturen unterstützen.

Methoden: Aufbauend auf Konzepten wie „Health in all Policies“ und „Good Governance“ wurden mit der vergleichenden qualitativen Fallstudie in Bielefeld und Gelsenkirchen 40 Akteurinnen und Akteure aus Politik und Verwaltung befragt, die in ihrer Arbeit maßgebliche Beiträge zu einer gesundheitsförderlichen Stadtentwicklung mit Stadtblau leisten (könnten). Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, die Ergebnisse in Fachdialogen mit den Befragten sowie weiteren Expertinnen und Experten reflektiert.

Ergebnisse: Die Themen Stadtblau und Gesundheit haben grundsätzlich einen hohen Stellenwert in der Stadtentwicklung beider Städte. Es zeigten sich jedoch vielfältige Limitationen, wie ressortgebundene Aufgabenzuschnitte oder personeller sowie finanzieller Ressourcenmangel, die eine gesundheitsförderliche Weiterentwicklung von Stadtblau beeinträchtigen können. Aus den Ergebnissen konnten Handlungsfelder und Modelle abgeleitet werden, um die erforderlichen Governance-Strukturen zwischen den Akteurinnen und Akteuren beteiligter Planungs- und Wissenschaftsdisziplinen sowie gesundheitsbezogener Versorgungsbereiche praxisnah aufzubauen und zu fördern. Die Weiterentwicklung von Stadtblau wird damit insbesondere bezüglich eines integrierten Verwaltungshandelns im Hinblick auf eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung optimiert und unterstützt werden können.

Fazit: Durch die Betrachtung der Governance-Strukturen bei der Entwicklung von Stadtblau konnten vielfältige Potenziale für eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung identifiziert werden. Die aus der Untersuchung abgeleiteten Modelle können den Aufbau einer „Good Urban Blue Governance for Health“ unterstützen und die spezifischen innovativen Kooperationen anstoßen, derer es bedarf, um den aktuellen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Herausforderungen für die Stadtentwicklung zu begegnen.

Danksagung: Das Vorhaben war Bestandteil der Juniorforschungsgruppe „StadtLandschaft & Gesundheit“ (gefördert von der Fritz und Hildegard Berg-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft).