Gesundheitswesen 2016; 78 - A84
DOI: 10.1055/s-0036-1586594

Klimaanpassung und Gesundheit in Kommunen – Analyse kommunaler Strukturen, Prozesse und Instrumente zur Anpassung an den Klimawandel

T McCall 1, B Brodner 2, J Linnemann 1, C Hornberg 3
  • 1Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Arbeitsgruppe 7 Umwelt und Gesundheit, Bielefeld
  • 2Stadt Bielefeld, Umweltamt, Bielefeld
  • 3Universität Bielefeld, Bielefeld

Hintergrund: Die Anpassung an den Klimawandel stellt Kommunen mit ihren zahlreichen Handlungsfeldern vor komplexe Herausforderungen. Für die Umsetzung kommunaler Klimaanpassungsstrategien kann in einzelnen Handlungsfeldern auf einen teils umfangreichen Instrumenten-Katalog zurückgegriffen werden, während die erforderliche Integration von Klimawandelaspekten im Ressort Gesundheit an vielen Stellen nur implizit möglich ist. Dies ist deshalb von Bedeutung, da sich aufgrund der (stadt-)klimatischen Veränderungen unterschiedliche Gesundheitsrisiken für die Stadtbevölkerung ergeben können.

Zielsetzung: Ziel war es, die (bestehenden) Strukturen, Instrumente und Prozesse zur Klimawandelanpassung mit dem Fokus auf Gesundheit in sechs deutschen Modellkommunen zu analysieren. Hierfür wurden die bereits existierenden Anpassungsaktivitäten an den Klimawandel identifiziert.

Methodik: Neben einer umfassen Literaturrecherche wurden leitfadengestützte Interviews mit AkteurInnen aus unterschiedlichen kommunalen Verwaltungsressorts durchgeführt. Außerdem gab der Zugang über Expertenwerkstätten Aufschluss über den Status Quo der gesundheitsbezogenen kommunalen Klimaanpassung. Mit dem praxisbezogenen methodischen Ansatz konnten die Stärken und Schwächen bestehender Strukturen, Prozesse und Instrumente identifiziert werden.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass in der kommunalen Praxis gesundheitsbezogene Klimaanpassung häufig nicht als eigenständiges Handlungsfeld betrachtet wird und GesundheitsakteurInnen demnach unzureichend in kommunale Anpassungsaktivitäten einbezogen sind. Aufgrund der kommunalen Zuständigkeiten sind Gesundheitsakteure selten für das Handlungsfeld Klimaanpassung verantwortlich. Dies liegt unter anderem auch daran, dass speziell für den Bereich der gesundheitsbezogenen Klimaanpassung bisher keine ausgewiesenen oder ausdrücklich für die Klimaanpassung geeigneten Instrumente vorliegen. Dafür ist das Umweltressort vor allem durch die thematische Anbindung an das Thema Klimaschutz ein zentraler Akteur für Klimaanpassung. Folglich sind Klimaanpassungsmaßnahmen oftmals an originäre Themen des Umweltressorts gekoppelt. Die Ergebnisse wurden in insgesamt fünf praxisorientierten Online-Publikationen als „Hinweise für Kommunen“ veröffentlicht.

Fazit: Gesundheitsbezogene Klimaanpassung ist für viele Kommunen noch ein junges Themenfeld. Gleichwohl zeigte sich im Rahmen des Vorhabens, dass innerhalb der kommunalen Verwaltungen und bei den entsprechenden Klimaanpassungsverantwortlichen ein ausgeprägtes Bewusstsein für gesundheitliche Herausforderungen, die auf Klimawandelfolgen beruhen, vorhanden ist.

Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Die aus dem Projekt gewonnenen Ergebnisse unterstützen EntscheidungsträgerInnen in Kommunen dabei, sich (gesundheitsbezogen) an den Klimawandel anzupassen und – falls nicht bereits etabliert – in den ressortübergreifenden Austausch zu treten. Referenzen beim Verfasser.