Gesundheitswesen 2016; 78 - A78
DOI: 10.1055/s-0036-1586588

BasisQ Demenz – Das Schulungsangebot für den Dienstleistungsbereich

R Schattschneider 1, K Woock 1, S Busch 1
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg

Menschen mit Demenz (MmD) sind mit Veränderungen konfrontiert, die ihnen den Zugang zum Alltag erschweren oder verunmöglichen. In der Sozialdimension äußert sich das Problem, indem auf normative Erwartungen nicht mehr oder nur eingeschränkt eingegangen werden kann. Für die (Aus-)Gestaltung von städtischen Räumen bedeutet dies, dass sie nicht nur für die Gesundheit der Bevölkerung 'zuständig' sind, sondern auch mit Krankheit umgehen müssen. Um in diesem Sinne die soziale Teilhabe von MmD an alltäglichen Dienstleistungen zu fördern bzw. zu ermöglichen, werden innerhalb des Modellvorhabens ‚Leben mit (beginnender) Demenz in Hamburg' praxisorientierte Basisschulungen zum Thema ‚Demenz‘ angeboten und evaluiert. Zielgruppe sind Beschäftigte, die im personenzentrierten Kundenkontakt stehen (bspw. in Apotheken, Restaurants, Bäckereien, usw.) und dabei auf Menschen mit Demenz treffen (können).

Neben der Vermittlung von Basiswissen werden den Teilnehmenden Anregungen gegeben, wie im Kontakt mit MmD adäquat umgegangen werden kann. Damit ist BasisQ keine Schulung die primär Faktenwissen vermittelt, sondern vielmehr das Verstehen des demenz-logischen Verhaltens in den Vordergrund rückt. Das bedeutet Situationen im Arbeitsalltag nicht mit gewohnten Deutungsmustern zu bewerten, sondern die jeweils eigene Logiken im Verhalten von MmD zu erkennen, um darauf angemessen reagieren zu können. Die Schulungsleitungen bestehen aus Tandems, die sich aus einer Person aus dem gerontopsychiatrischen Feld und einem bzw. einer Angehörigen zusammensetzen. Durch die Kombination aus Fachexperten/in und Alltagsexperten/in wird ein breit angelegtes und perspektivreiches Erfahrungswissen zur Verfügung gestellt.

Zentrale Evaluationsfragen sind, ob die die Wahrnehmung von und das Verständnis für MmD verändert werden konnte und ob sich der alltägliche Umgang verändert hat. Um dem nachgehen zu können, werden den Teilnehmenden an drei Zeitpunkten standardisierte Fragebögen vorgelegt: direkt vor der Schulung (t0), direkt nach der Schulung (t1) und ca. 10 Wochen nach der Schulung (t2). Die Ergebnisse der t2-Befragung (n = 119) zeigen bspw., dass 78% der Teilnehmenden MmD besser verstehen können, 65% sich sicherer im direkten Umgang fühlen und 50% gezielter auf Situationen mit MmD zugehen. Ausgehend von diesen und weiteren Ergebnissen wird deutlich, dass in der subjektiven Einschätzung der Teilnehmenden die Schulung einen Beitrag zur sozialen Teilhabe von MmD leisten kann. Der vorgeschlagene Beitrag möchte diese Einschätzung kritisch diskutieren und in den Gesamtzusammenhang der sozailen Teilhabe von MmD im städtischen Raum bringen.