Gesundheitswesen 2016; 78 - A70
DOI: 10.1055/s-0036-1586580

Zusammenhänge zwischen Partnerschaft, Elternschaft und dem Gesundheitsverhalten bei Frauen und Männern

P Rattay 1, E von der Lippe 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Ergebnisse internationaler Studien zu Zusammenhängen zwischen dem Gesundheitsverhalten und Partner- bzw. Elternstatus sind heterogen und differieren in Abhängigkeit vom betrachteten Gesundheitsverhalten, Gesellschaftssystem und Geschlecht.

Fragestellung: Der Beitrag analysiert für Deutschland, ob (a) Zusammenhänge zwischen dem Partner- bzw. Elternstatus und dem Gesundheitsverhalten (Obst- und Gemüsekonsum, körperliche Aktivität, Rauchen, Alkoholkonsum) bestehen und (b) diese zwischen Frauen und Männern differieren.

Methode: Die Daten wurden vom Robert Koch-Institut im Rahmen der GEDA-Studie 2009/2010 mittels telefonischer Interviews erhoben. Die Stichprobe besteht aus 20.717 Frauen und Männern (18 – 45 Jahre). Mittels nach Geschlecht stratifizierter, logistischer Regressionen wurden OR und 95%-KI für Partnerstatus (ledig, verheiratet/mit Partner(in) zusammenlebend, geschieden/verwitwet) und Elternstatus (Zusammenleben mit Kind, Anzahl der Kinder, Alter des jüngsten Kindes) berechnet. Zusätzlich erfolgten Modellierungen für beide Geschlechter mit Interaktionen zwischen Partner- bzw. Elternstatus und Geschlecht. In allen Modellen wurde für Alter, Sozial-, Erwerbs- und Gesundheitsstatus adjustiert.

Ergebnisse: Das Zusammenleben mit Partner(in) ist bei Frauen und Männern mit einem geringeren Tabak- und Alkoholkonsum assoziiert. Geschiedene Frauen und Männer sind körperlich aktiver als in Partnerschaft lebende. Allerdings essen geschiedene Frauen seltener Obst und Gemüse als diejenigen, die in Partnerschaft leben.

Frauen und Männer, die mit Kindern zusammen leben, rauchen seltener und ernähren sich gesünder als Kinderlose. Mütter trinken zudem seltener Alkohol und sind körperlich aktiver als Frauen ohne Kinder.

Bei Frauen haben auch Anzahl und Alter der Kinder Einfluss auf das Gesundheitsverhalten, bei Männern nicht. So rauchen Mütter mit Kindern im Vorschulalter seltener, trinken seltener Alkohol und essen häufiger Obst und Gemüse als Mütter älterer Kinder.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Partner- und insbesondere Elternschaft sind in Teilen mit einem gesünderen Verhalten assoziiert. Signifikante Unterschiede nach Geschlecht finden sich für den Eltern-, nicht jedoch für den Partnerstatus. Frauen scheinen insbesondere rund um Schwangerschaft/Geburt und in den ersten Jahren der Elternschaft bereit zu sein, sich gesund zu verhalten. Eine stärkere Einbindung der Männer in einen gesünderen Lebensstil beim Übergang in Elternschaft sowie die Fortführung dessen bei Müttern mit älteren Kindern stellen Ansatzpunkte für die Gesundheitsförderung und Prävention dar. Allerdings kann auch das Gesundheitsverhalten Übergänge in Partner- und Elternschaft beeinflussen. Für die Analyse von Kausalitäts- und Selektivitätsprozessen werden jedoch Längsschnittdaten benötigt.