Gesundheitswesen 2016; 78 - A66
DOI: 10.1055/s-0036-1586576

Gesund älter werden in Deutschland – Entwicklung eines Rahmenkonzepts zur Erweiterung des Indikatoren-gestützten Gesundheitsmonitorings in Deutschland für die Bevölkerung ab 65 Jahren am Robert Koch-Institut (RKI) – Projektbeschreibung und Netzwerkaufbau

J Fuchs 1, B Gärtner 1, A Gößwald 1, M Grube 1, P Kamtsiuris 1, D Sassenroth 1, P Schmich 1, M Wetzstein 1, C Scheidt-Nave 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Einleitung/Hintergrund: In den Gesundheitssurveys des RKI konnten bislang, wie in anderen bevölkerungsbezogenen Gesundheitsstudien hochaltrige und körperlich oder kognitiv stark eingeschränkte ältere Menschen, z.B. Pflegeeinrichtungen, nicht oder nicht ausreichend eingeschlossen werden, da sie über die etablierte Surveymethodik nur schwer erreichbar sind. Die Heterogenität der älteren Bevölkerung erfordert dazu ein hoch differenziertes Vorgehen sowie sorgfältig abzuwägende Erhebungsmethoden und Instrumente.

Ziele des Projekts Ziel ist der Aufbau einer umfassenden Gesundheitsberichterstattung für die ältere Bevölkerung Jahren in Deutschland. Bisherige Datenlücken, insbesondere im Hinblick auf die Situation gesundheitlich bereits eingeschränkter und ambulant oder in Institutionen gepflegter älterer Menschen sollen geschlossen und die Datenerhebung auf Zielgruppen mit besonderem Versorgungsbedarf abgestimmt werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird durch die Robert Bosch Stiftung gefördert. Projektziele sind:

  • Die Entwicklung von Kernindikatoren: Auswahl von Indikatoren, Instrumenten und Messmethoden im Hinblick auf die Bereiche körperliche und seelische Gesundheit, körperliche und kognitive Funktionsfähigkeiten, gesundheitsbedingte Einschränkungen bei der Durchführung von Alltagsaktivitäten und in der Mobilität, gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, Lebensqualität, Selbstwirksamkeit und Autonomie, Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems, soziale Netzwerke und gesellschaftliche Partizipation sowie Kontextvariablen (z.B. Bildung, soziale Lage, Migrationshintergrund).

  • Die Entwicklung innovativer Surveymethoden (Stichprobenzugang und Stichprobenziehung) zur Einbindung bislang ausgeschlossener oder unterrepräsentierter Gruppen, z.B. die Ziehung unabhängiger Teilstichproben aus unterschiedlichen Grundgesamtheiten (‚Multiple-Frame Sampling‘). Alternative Vorgehensweisen sollen in einer Machbarkeitsstudie hinsichtlich des Nutzens (repräsentative und zahlenmäßig ausreichende Abbildung schwer erreichbarer Zielgruppen) und der Kosten (Aufwand an Zeit und Kosten) überprüft werden.

Das Projekt wird in enger Abstimmung mit nationalen und internationalen Kooperationspartner/innen aus Gerontologie, Geriatrie, Pflegeforschung, Epidemiologie, Public Health und Surveymethodik durchgeführt und zugleich der Austausch zu Best-Practice-Modellen gesucht. Die bestmögliche Vorgehensweise wird mit Expertinnen und Experten konsentiert.

Praxisrelevanz: Rahmenkonzept, abgestimmte Indikatoren, weiterentwickelte Surveymethodik (Zugänge, Stichprobenplan, Datenerhebungsmodus) und Infrastruktur (SOPs, wissenschaftliche Netzwerke) bilden eine notwendige Voraussetzung für Gesundheitsmonitoring und Gesundheitsberichterstattung. Damit soll durch das Projekt für das RKI eine zukunftsfähige Infrastruktur für Datenerhebungen bei Menschen im höheren und hohen Lebensalter geschaffen werden.