Gesundheitswesen 2016; 78 - A64
DOI: 10.1055/s-0036-1586574

+P (Poststationäre Laienunterstützung für Patienten) – Evaluation einer ehrenamtlichen Patenbegleitung für ältere Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt

T Altenhöner 1, M Philippi 2, M Köhler 1
  • 1Fachhochschule Bielefeld, Bielefeld
  • 2Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes, Saarbrücken

Einleitung/Hintergrund: Zwischenmenschliche Unterstützung gilt als Ressource für Gesundheit, Teilhabe und Bewältigung. Sie beeinflusst physische und psychische Gesundheit sowie Gesundheitsverhaltensweisen [1]. Besonders wichtig scheint sozialer Rückhalt in bestimmten Lebensphasen wie dem Alter oder bei einer Erkrankung. Er trägt dazu bei, dass Betroffene besser mit ihrer Erkrankungs- oder Lebenssituation umgehen können und die alters- und krankheitsbedingten Belastungen das Befinden weniger stark beeinträchtigen [2]. Doch die Verfügbarkeit sozialer Unterstützung nimmt im Alter und bei chronischen Erkrankungen häufiger ab [3;4].

Ziel/Fragestellung: Im Projekt +P (Poststationäre Laienunterstützung für Patienten) wurde untersucht, inwieweit sich eine Begleitung durch ehrenamtliche „Paten“ nach einen Akutkrankenhausaufenthalt auf die Lebensqualität älterer und unterstützungsbedürftiger Menschen auswirkt.

Studiendesign/Methoden: In der quasiexperimentellen Längsschnittstudie wurden in 3 Interventionskliniken und 3 Kontrollkliniken 244 ältere Patienten (> 65 Jahre) zu drei Messzeitpunkten befragt. 70 Patienten der Interventionsgruppe erhielten eine dreimonatige Unterstützung durch einen „Paten“. Es wurden die soziodemografischen Merkmale Alter, Geschlecht und Familienstand, die subjektive Lebensqualität mit dem SF 8 [5] erfasst sowie Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung und Teilhabe mit dem Instrument Late Life Function and Disability [6]. Die Analysen erfolgten durch varianzanalytische Berechnungen mit Messwiederholung.

Ergebnisse: Soziale Teilhabe und psychische Lebensqualität wurden durch die Patenbegleitung positiv beeinflusst. So verbesserten sich die Häufigkeit sozialer Teilhabe und die psychische Befindlichkeit bei den begleiteten Patienten, während sie in der Kontrollgruppe annähernd gleich blieb. Zwischen den Gruppen zeigten sich keine Differenzen hinsichtlich körperlicher Lebensqualität und der Wahrnehmung von Einschränkungen in der sozialen Teilhabe.

Diskussion/Fazit: Die Befunde zeigen, dass eine Begleitung älterer, unterstützungsbedürftiger Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt deren psychische und soziale Lebenssituation verbessern kann. Sie befähigt ältere Menschen, ihren Alltag aktiver zu gestalten und kann vorhandene Teilhabeeinschränkungen kompensieren.

Schlussfolgerung/Praxisrelevanz: +P ist eine sinnvolle Ergänzung der Ehrenamtlichenarbeit im Gesundheitswesen. Das Konzept ließe sich möglicherweise auf andere Versorgungsbereiche übertragen und könnte zur Kompensierung von, auch bedingt durch die demografische Entwicklung, kleiner werdenden sozialen Netzwerken beitragen. Referenzen beim Verfasser.