Gesundheitswesen 2016; 78 - A63
DOI: 10.1055/s-0036-1586573

Indikatoren für Autonomiechancen älterer Menschen in Sachsen-Anhalt

A Feißel 1, A Eich-Krohm 1, J Piel 1, BP Robra 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg

Hintergrund/Ziel: Sachsen-Anhalt ist durch anhaltend niedrige Geburtenraten, dem weiteren Anstieg der Lebenserwartung sowie der Abwanderung von hauptsächlich jungen Menschen das am stärksten vom demografischen Wandel betroffene Bundesland. Im daraus folgenden Schrumpfungsprozess muss der demografische Wandel als Chance begriffen, Autonomie und Lebensqualität der Bürger müssen trotzdem gesichert und gesteigert werden. Ziel dieses Beitrags ist es daher, Domänen älterer Menschen in Sachsen-Anhalt zu reflektieren, um operationalisierbare Indikatoren für Autonomiechancen in dieser Region zu formulieren. Durchgeführt wird die Analyse im Rahmen des EU-geförderten Verbundprojektes „Autonomie im Alter-Modellregion Sachsen-Anhalt“, welches sich mit den Herausforderungen des demografischen Wandels in Sachsen-Anhalt auseinandersetzt und die Förderung von selbstbestimmtem Altern zum Ziel hat.

Methode: Aus der aktuellen Literatur werden Domänen reflektiert, die die Lebenswelt der älteren Menschen abbilden. Die Analyse der Indikatoren konzentriert sich innerhalb Sachsen-Anhalts zunächst auf die ehemalige Kreisstadt Wolmirstedt. Es werden Indikatoren entwickelt, die Lebensqualität, Teilhabe- und Entfaltungsmöglichkeiten der älteren Menschen abbilden können. Als Datengrundlage dienen Routinedaten auf Landes- und Kommunalebene wie amtliche Statistiken des Landes, Routinedaten der Gesundheitsberichterstattung des Landes, Raumordnungsdaten, Routinedaten bzw. Abrechnungs- und Sozialdaten der Sozialversicherungen und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts sowie Pflegedaten.

Ergebnisse: Es haben sich aus der aktuellen Literatur neun Domänen älterer Menschen in Sachsen-Anhalt herauskristallisiert, die sich in individuelle und sozialräumliche Autonomiechancen teilen lassen. Zu den individuellen Autonomiechancen zählen sozioökonomischer Status und Gesundheit, zu den sozialräumliche Autonomiechancen Gesundheitsversorgung, Wohnen, Pflege, Mobilität, Teilhabe, Service und Wirtschaft. Die Analyse der Routinedaten zur Formulierung konkreter Indikatoren für Autonomiechancen ist derzeit in Vorbereitung.

Diskussion/Praxisrelevanz: Die ausgewählten Domänen machen die Rahmenbedingungen der Lebenswelt älterer Menschen transparent. Neben der Nutzung von Routinedaten können mit einer Befragung älterer Menschen in Wolmirstedt weitere Autonomiechancen, die sich mit Routinedaten nicht abbilden lassen, wie beispielsweise soziale Beziehungen, analysiert und so die Indikatoren exakter formuliert und in ihrer Bedeutung besser verstanden werden. Dieser Beitrag bietet die Ausgangsbasis für weiterführende Analysen auch hinsichtlich anderer handlungsbedürftiger Regionen innerhalb Sachsen-Anhalts, wie beispielsweise der MORO-Region Altmark.