Gesundheitswesen 2016; 78 - A50
DOI: 10.1055/s-0036-1586560

Inanspruchnahmeprävalenz und Risikofaktoren der toxischen Kontaktdermatitis: eine Sekundärdatenanalyse

C Apfelbacher 1, F Tesch 2, J Schmitt 2
  • 1Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg
  • 2ZEGV, TU Dresden, Dresden

Hintergrund: Daten zu Prävalenz und Risikofaktoren der toxischen Kontaktdermatitis in der Bevölkerung liegen hauptsächlich aus Fragebogenstudien mit Selbstbericht vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Schätzung der Inanspruchnahmeprävalenz der toxischen Kontaktdermatitis sowie eine Analyse von Riskofaktoren für inzidente toxische Kontaktdermatitis anhand von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung vorzunehmen.

Methode: Betrachtet wurden alle in der AOK PLUS Sachsen durchgängig Versicherten über 14 Jahre für die Jahre 2005 (N = 1,82 Mio.), 2009 (N = 1,87 Mio.) und 2013 (N = 1,92 Mio.). Für alle Versicherten standen pseudonymisiert soziodemographische (Alter, Geschlecht) und Diagnosedaten zum ICD 10 Code L24 (toxische Kontaktdermatitis) zur Verfügung. Als Risikofaktoren betrachtet wurden neben Geschlecht und Altersgruppe atopische Komorbiditäten (L20: atopisches Ekzem; J30: vasomotorische und allergische Rhinopathie; J45: Asthma bronchiale). Diagnosen wurden angenommen, wenn innerhalb eines Jahres mindestens zwei gesicherte Abrechnungsscheine im ambulanten Bereich vorlagen, aus denen eine Diagnose hervorgeht. Es wurden deskriptive Analysen und eine multivariable logistische Regressionsanalyse durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte mithilfe von Stata, Version 13.1.

Ergebnisse: Die Prävalenz der toxischen Kontaktdermatitis errechnete sich für 2013 zu 0,021% (Frauen: 0,024%, Männer: 0,018%; 14 – 39 Jahre: 0,012%, 40 – 64 Jahre: 0,025%, 65 Jahre: 0,023%). Sie ging über die Zeit leicht zurück (2005: 0,035%, 2009: 0,026%). Im Jahr 2013 betrug die Inzidenz der toxischen Kontaktdermatitis 0,005%. In der multivariablen logistischen Regression war als einziger Faktor das atopische Ekzem stark signifikant mit inzidenter toxischer Kontaktdermatitis assoziiert (OR = 7,297, p > 0,01).

Diskussion: Die Geschlechts- und Altersverteilung der Kontaktdermatitis entspricht dem aus Fragebogenstudien bekannten Bild. Allerdings ergibt sich im Vergleich zu diesen Studien eine deutlich niedrigere Gesamtprävalenz. Der Unterschied ist teilweise auf die Art der Datengewinnung (Selbstbericht versus gesicherte Diagnose) zurückzuführen. Zudem wurden in der vorliegenden Analyse nur Personen als prävalente Fälle erkannt, die aufgrund der Kontaktdermatitis eine ärztliche Behandlung in Anspruch nahmen. Das atopische Ekzem zeigt sich deutlich stärker mit toxischer Kontaktdermatitis assoziiert als in Analysen, die auf Primärdaten basieren.

Schlussfolgerung: Nur ein Teil der von toxischer Kontaktdermatitis Betroffenen scheint ärztliche Versorgungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Die Abrechnungdaten zeigen zudem eine starke Assoziation mit komorbidem atopischem Ekzem.