Gesundheitswesen 2016; 78 - A49
DOI: 10.1055/s-0036-1586559

Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede bei der Anwendung von individuellen Sonnenschutzmaßnahmen in Deutschland

T Görig 1, S Schneider 1, R Greinert 2, E Breitbart 3, K Diehl 1
  • 1Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Elbe Kliniken, Buxtehude
  • 3Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, Hamburg

Einleitung: Die Neuerkrankungsrate an Hautkrebs steigt in Deutschland seit Jahrzehnten an. Dabei ist ultraviolette (UV) Strahlung der Hauptrisikofaktor für die Hautkrebsentstehung. Zur Vermeidung von UV-bedingten Hautschäden empfehlen nationale und internationale Organisationen, in der Sonne geeignete Kleidung, Kopfbedeckung bzw. Sonnenbrille zu tragen, Sonnenschutzmittel zu nutzen sowie Sonne in der Mittagszeit zu meiden.

Ziel der Fragestellung: Das Ziel dieser Arbeit war es, das Sonnenschutzverhalten der deutschen Bevölkerung zu analysieren.

Methoden: Ausgewertet wurden die Daten des bundesweit repräsentativen National Cancer Aid Monitoring on Sunbed Use (NCAM), das von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird. Im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember 2015 wurden 3.000 Personen (14 – 45 Jahre) zur Anwendung folgender Maßnahmen an einem typischen sonnigen Sommertag telefonisch befragt: Nutzung von Sonnencreme im Gesicht bzw. am Körper, Tragen von Oberbekleidung mit Ärmeln, Tragen von Kopfbedeckung bzw. Sonnenbrille, Schatten aufsuchen. Neben deskriptiver Statistik wurden Chi2-Tests zur Identifikation möglicher geschlechts- und altersspezifischer Unterschiede durchgeführt.

Ergebnisse: Frauen und jüngere Befragte (14 bis 25 Jahre) gaben signifikant häufiger an, sich im Sommer intentional der Sonne auszusetzen. Auch bei der Anwendung empfohlener Sonnenschutzmaßnahmen zeigten sich signifikante geschlechts- und altersspezifische Unterschiede: Frauen gaben eher an, an einem sonnigen Sommertag Sonnenschutzmittel zu nutzen (32,8% vs. 55,2%), den Schatten aufzusuchen (43,3% vs. 50,3%) und eine Sonnenbrille zu tragen (45,9% vs. 58,9%, alle p < 0,001). Bei Befragten unter 25 Jahren zeigten sich für alle betrachteten Schutzmaßnahmen geringere Anwendungshäufigkeiten (z.B. Schatten aufsuchen, 51,9% vs. 36,4%, p < 0,001). Außerdem waren jüngere Befragten sich des Risikos der UV-Strahlung weniger bewusst (Zustimmung zur Aussage „Jeder Sonnenbrand hinterlässt in der Haut einen bleibenden Schaden“; 74,8% vs. 83,6%, p < 0,001).

Diskussion: Unsere Studie berichtet erstmals repräsentative Daten zum individuellen Sonnenschutzverhalten der deutschen Bevölkerung zwischen 14 und 45 Jahren. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen sich zwar häufiger intentional der Sonne aussetzten, im Alltag aber auch häufiger die meisten der betrachteten Sonnenschutzmaßnahmen anwendeten. Bei Befragten unter 25 Jahren waren das Risikobewusstsein und die Prävalenz der individuellen Sonnenschutzmaßnahmen geringer als bei älteren Befragten.

Schlussfolgerung: Da insbesondere die Sonnenbrandhäufigkeit und die kumulative UV-Exposition im Lebenslauf für die Entstehung von Hautkrebs entscheidend sind, erscheint die Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen als eine wichtige Zielgruppe für primärpräventive Maßnahmen.