Gesundheitswesen 2016; 78 - A44
DOI: 10.1055/s-0036-1586554

Urbane Grünräume und Gewässer – Ressourcen einer integrierten, gesundheitsförderlichen Stadtentwicklung der Zukunft?!

T Claßen 1, 2, S Völker 3, H Baumeister 1, A Heiler 1, J Matros 4, T Pollmann 5, T Kistemann 3, A Krämer 5, F Lohrberg 4, C Hornberg 1
  • 1Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 7 Umwelt und Gesundheit, Bielefeld
  • 2Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Bielefeld
  • 3Universität Bonn, Institut für Hygiene & Öffentliche Gesundheit, GeoHealth Centre, Bonn
  • 4RWTH Aachen University, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur, Aachen
  • 5Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 2 Bevölkerungsmedizin, Bielefeld

Hintergrund: Urbanen Grünräumen (Stadtgrün) und Gewässern (Stadtblau) wird u.a. als gesundheitsförderlichen Freiraumstrukturen bereits seit langem ein hoher Stellenwert zugesprochen. Deshalb wird häufig pauschal gefordert, diese Strukturen im Rahmen einer integrierten, zukunftsfähigen Stadtentwicklungsplanung zu erhalten, zu fördern und gegebenenfalls wiederherzustellen.

Fragestellung & Zielsetzung: Die inter- und transdisziplinär angelegte Juniorforschungsgruppe „StadtLandschaft & Gesundheit“ beschäftigte sich mit folgenden Fragen: Welche Beiträge können urbane Grünräume und Gewässer zur Gesundheitsförderung der Bevölkerung leisten? Welche Möglichkeiten bestehen zum Schutz und zur Optimierung dieser Räume? Es wurde untersucht, wie unterschiedliche Funktionen von Grünräumen und Gewässern in der Bevölkerung sowie in Kommunalpolitik, Planungs- und Vollzugspraxis wahrgenommen werden, welche nutzungs- und entwicklungsförderlichen und -hemmenden Faktoren (Strukturen, Akteure, Denkmuster) bestehen und welche Aneignungs- und Entwicklungsmuster resultieren. Ein Ziel bestand darin, kommunalen Akteuren und Akteurinnen ein Argumentations- und Entscheidungswerkzeug zur Erhaltung, Schaffung und Förderung von Stadtgrün und Stadtblau an die Hand zu geben und strategische Allianzen zwischen Gesundheits-, Umwelt- und Stadtplanung zu initiieren.

Studiendesign & Methoden: Es wurde ein Methodenmix gewählt, der – im Sinne einer vergleichenden, primär im Querschnittdesign angelegten Untersuchung – sowohl qualitative als auch quantitative Studiendesigns integriert (Methodentriangulation). Dies geschah mittels variierender Erhebungs-, Analyse- und Bewertungsverfahren auf unterschiedlichen räumlichen und funktionalen Ebenen. Das Vorhaben untergliederte sich in fünf eng verzahnte Teilvorhaben (vier Promotionsvorhaben und ein Post-Doc-Vorhaben). Darüber hinaus waren die beteiligten Städten Bielefeld und Gelsenkirchen über eine enge Kooperation in alle wesentlichen Abstimmungsprozesse integriert.

Ergebnisse & Folgerungen: Es gibt eine räumliche Differenzierung der Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und Qualität sowie eine soziodemographische Differenzierung der Wahrnehmung und Nutzung von Stadtgrün und Stadtblau. Es bestehen Assoziationen zu Begriffen und Aspekten wie Ästhetik, Atmosphäre, Sicherheit und (sozial-)räumlicher Identifikation. Zudem konnten vielfältige Assoziationen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Vorschulkindern und Erwachsenen identifiziert werden. Es zeigten sich administrativ-strukturelle und rechtliche Defizite sowie eine unterschiedliche Sensibilisierung der beteiligten Akteure im Hinblick auf eine integrierte Betrachtung von Stadtgrün, Stadtblau und Gesundheit in der Stadtentwicklung. Hieraus lassen sich stadtspezifische Empfehlungen für die weitere Freiraumentwicklung ableiten. Die Kooperation mit den Städten offenbarte zahlreiche Chancen, aber auch Herausforderungen inter- und transdisziplinärer Forschungsansätze.

Danksagung: Das Vorhaben wurde gefördert von der Fritz und Hildegard Berg-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Referenzen beim Verfasser.