Gesundheitswesen 2016; 78 - A40
DOI: 10.1055/s-0036-1586550

Partizipation als Schlüssel zur Qualitätsentwicklung gesundheitsförderlicher Lebenswelten?

W Simon 1
  • 1Unfallkasse Rheinland-Pfalz, Andernach

Hintergrund: Im Diskurs um gesundheitsförderliche Lebenswelten wird mit dem Präventionsgesetz der Arbeitsplatz als ein bedeutsamer Lebensbereich mit Präventionspotenzial betont. Dabei werden Aufbau und Stärkung gesundheitsförderlicher Strukturen in den Betrieben unter Beteiligung der Beschäftigten postuliert. Nach dem Verständnis der Ottawa-Charta1 stellt Partizipation als ein Schlüsselkonzept der Gesundheitsförderung eine Grundlage zur Einschätzung von Dauerhaftigkeit angestoßener BGM-Entwicklungen dar.2 Partizipation ist demnach eine für die Qualität notwendige Dimension.3 Bundesweite Bestandsaufnahmen verdeutlichen jedoch, dass Partizipation in der Praxis bisher nicht den Stellenwert besitzt. Gegenwärtig wird vorhandenes Wissen von Beschäftigten und deren eigene Motivation für Gesundheit noch nicht optimal in Projekte einbezogen.4

Ziele: Welchen Beitrag kann Partizipation im Betrieblichen Gesundheitsmanagement zur Qualität der Arbeitsbedingungen leisten? Mit dieser Forschungsfrage verfolgt die 2014 begonnene Dissertation zwei Ziele: a) Erkenntnisgewinn über einen möglichen Zusammenhang und seiner Wirkfaktoren zwischen Partizipation und Qualität von Arbeitsbedingungen sowie b) Identifizierung von Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren in der Umsetzung.

Studiendesign: Das multimethodische Vorgehen (Triangulation) umfasst verschiedene Perspektiven und die Integration qualitativer (u.a. 10 Experteninterviews, 3 Fokusgruppen) als auch quantitativer Ansätze (Mitarbeiterbefragungen t0= 2008 n = 1.700; t1= 2015 n = 2.533). Als Datenquellen dienen retrospektive Ergebnisse aus dem Gesundheitsmanagementprojekt einer Kommunal- und einer Landeseinrichtung.

Ergebnisse: Auf der Grundlage vorliegender empirischer Daten liegt der gesundheitswissenschaftliche Mehrwert des Forschungsgegenstandes in einer ersten Klärung des komplexen Phänomens Partizipation und seines Zusammenhangs mit der Qualität von Arbeitsbedingungen. Beispielsweise zeigt sich hinsichtlich des Partizipationsverständnisses, dass Mitarbeiter auffällig weniger die Beeinflussung von Entscheidungen als vielmehr die bloße Inanspruchnahme von BGM-Angeboten mit Partizipation verbinden.

Fazit: Der gewonnene Einblick in das Phänomen Partizipation als individuelle sowie soziale Größe auf organisationaler Ebene ermöglicht ein grundlegendes Verständnis und eine notwendige Relativierung seiner Chancen und Grenzen bezüglich der Ausgestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitswelten.

Praxisrelevanz: Mit Blick auf Nachhaltigkeitsbestrebungen agierender Dienstleister und Betriebe im Präventions-bereich empfiehlt es sich, die Erkenntnisse zur Reflexion eigener Qualitätskriterien und für die Optimierung der Gesundheitsförderungspraxis zu nutzen. Referenzen beim Verfasser.