Gesundheitswesen 2016; 78 - A36
DOI: 10.1055/s-0036-1586546

Stellungnahme der Lehrkräfte zur Tabakprävention an Berufsschulen – Beispiel Sachsen

S Herrmann 1, F Stölzel 1, N Seidel 1, J Küchler 1, K Löwe 1, M Baumann 1, G Ehninger 1
  • 1Präventions- und Bildungszentrum des Universitäts KrebsCentrums am Uniklinikum Dresden, Dresden

Hintergrund: Laut dem Tabakatlas 2015 des Deutschen Krebsforschungszentrums starben im Jahr 2013 in Deutschland rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Damit waren 13,5% aller Todesfälle durch das Rauchen bedingt. 80% aller Lungenkrebstodesfälle und bis zu einem Drittel aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle lassen sich auf das Rauchen zurückführen. In Deutschland rauchen etwa 25% der Bevölkerung im Alter von 18 Jahren und älter. 2011 berichtete die BZgA von 44,8% rauchenden Auszubildenden an Berufsschulen. Aufgrund der hohen Raucherzahlen und um zukünftige Präventionsmaßnahmen abschätzen zu können, soll der Bedarf an Tabakprävention in sächsischen Berufsschulen anhand der Beurteilung der Lehrkräfte abgebildet werden.

Methode: In einer Stichprobenerhebung wurde bei 22 sächsischen Berufsschulen mithilfe einer postalischen Befragung eine Bedarfserhebung zur Tabakprävention durchgeführt. Es nahmen 70 Lehrkräfte aus 14 Schulen an der Befragung teil. Erfragt wurde u.a. die Einschätzung ob und inwiefern es für die Schule an sich und für die SchülerInnen einen Bedarf für Angebote zu gesundheitsfördernden Themen gibt, wie sich das Rauchverhalten im Schulalltag gestaltet und welche Akzeptanz der Rauchentwöhnung gegenüber gebracht wird.

Ergebnisse: Die Erhebung ergab, dass es nach Einschätzungen der Lehrkräfte, einen erhöhten Bedarf an Angeboten zu den Themen Ernährung (85,3%), Bewegung (79,2%), Alkohol (73,2), Tabak (71,1%) und Sonnenschutz (62,5%) gibt. An nicht einmal der Hälfte (42,4%) der Schulen werden Maßnahmen zur Tabakprävention bzw. Nikotinentwöhnung angeboten, obwohl den Schätzungen zu Folge 42,6% der Auszubildenden Tabak konsumieren. Zwar sehen 92,5% der LehrerInnen für ihre SchülerInnen einen Gesundheitsförderungsbedarf – hier wird v.a. die Suchtmittelprävention thematisiert – jedoch befürworten nur 66,7% Angebote, die zu einem rauchfreien Schulgebäude beitragen. 71,4% verneinen sogar Angebote für ein rauchfreies Schulgelände und 28,6% bejahen Raucherinseln. Zudem beteiligen sich weniger als die Hälfte der Lehrkräfte (43,5%) in Bezug auf das Rauchen/Nichtrauchen aktiv an Problemlösungen. Fünf von 67 LehrerInnen sind selbst RaucherInnen.

Diskussion: Die Erhebung zeigt deutlich, dass ein Handlungsbedarf zur Tabakprävention in sächsischen Berufsschulen besteht, jedoch nicht nur die Auszubildenden, sondern auch das Lehrpersonal und die Schulleitung für eine aktive Rauchprävention motiviert werden müssen. Zudem sollten vermehrt Interventionen zur Raucherentwöhnung in Ausbildungsstätten Anwendung finden.