Gesundheitswesen 2016; 78 - A34
DOI: 10.1055/s-0036-1586544

Was wissen Betreuungskräfte in Behinderten-Wohneinrichtungen über die in ihren Einrichtungen angebotenen Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung?

L Habermann-Horstmeier 1, K Limbeck 2
  • 1Villingen Institute of Public Health (VIPH) der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB), Villingen-Schwenningen
  • 2Hochschule Furtwangen, Campus Schwenningen, Fakultät Medical and Life Sciences, Villingen-Schwenningen

Betreuungskräfte in Behinderten-Wohneinrichtungen berichten über eine hohe Arbeitsbelastung und einen besonders schlechten Gesundheitszustand. Dies legt nahe, dass hier ein erheblicher Bedarf an BGM-Maßnahmen besteht.

Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, welche BGM-Maßnahmen in den Einrichtungen nach Aussage der dort beschäftigten Betreuer bereits durchgeführt werden und ob sie in den Prozess der BGM-Planung mit eingebunden sind.

Grundlage der Untersuchung waren die Daten der BMBD-Studie, an der bundesweit 400 Betreuungskräfte aus privaten, kirchlichen und staatliche Wohneinrichtungen teilnahmen. Die Daten wurden mithilfe von EpiData erfasst und mit STATA 12.0 ausgewertet.

Insgesamt 55,3% der Probanden gaben an, dass in ihrer Einrichtung BGF-Maßnahmen angeboten werden. Bei den Leitungskräfte war dieser Anteil deutlich höher (LK: 75,0%) als bei den nicht leitenden Fachkräften (NLFK: 53,6%). Wesentlich niedriger war er bei Betreuern in Außenwohngruppen/ambulant betreuen Wohnen, Betreuern, die weniger als 70% einer Vollzeitstelle arbeiteten und Betreuern, die noch nicht lange in ihrer Einrichtung beschäftigt waren. Hier war der „Weiß nicht“-Anteil deutlich höher. Dieser Anteil war besonders gering bei Probanden, die ein Burnout befürchteten (15,1%), die die Betreuung in ihrer Einrichtung für schlecht hielten (12,4%) und der Ansicht waren, dass sich die Betreuung negativ auf die Gesundheit der Bewohner auswirkt (14,3%).

An der Planung von BGM-Maßnahmen waren nur 15,1% beteiligt, erwartungsgemäß mehr LK [♀ LK: 23,4%, ♂ LK: 28,1%] als NLFK [♀ NLFK: 14,6%, ♂ NLFK: 11,1%]. Angeboten wurden Gesundheits-Checks (33,2%), Schulungen in gesundheitsbewusstem Verhalten (33,0%), Betriebssport (18,6%), gesunde Ernährung in der Kantine (5,3%) und andere BGM-Maßnahmen (z.B. Zuschüsse zu Massagen/Fitnesstudio; 17,3%). 21% waren der Meinung, dass bei ihnen ein umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) installiert sei. Allerdings wurden auch hier die folgende Maßnahmen kaum häufiger angeboten: Schulungen zu gesundheitsbewusstem Verhalten (44,3%), Gesundheits-Checks (32,9%), Betriebssport (24,1%), gesunde Ernährung (6,3%).

LK, Vollzeitkräfte, Beschäftigte, die nicht in Außeneinrichtungen tätig sind und die schon länger in einer Einrichtung arbeiten, sind somit besser darüber unterrichtet, ob und welche BGF-Maßnahmen angeboten werden. An der Planung von BGF-Maßnahmen sind nur wenige beteiligt. Es werden v.a. Gesundheits-Checks und Schulungen angeboten. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass die Beschäftigten, die angaben, dass bei ihnen ein umfassendes BGM installiert sei, den Begriff des BGM nicht korrekt verstanden. Referenzen beim Verfasser.