Gesundheitswesen 2016; 78 - A29
DOI: 10.1055/s-0036-1586539

Medikamentenversorgung in Einrichtungen stationärer Pflege: Auffälligkeitsgründe in Qualitätsprüfungen Medizinischer Dienste

M Meinck 1, F Ernst 1, K Pippel 1, J Gehrke 2, E Coners 2
  • 1Kompetenz-Centrum Geriatrie des GKV-Spitzenverbandes und der MDK-Gemeinschaft, Hamburg
  • 2MDK Nord, Hamburg

Einleitung: Die Qualitätsprüfungen nach §§114 SGB XI in stationären Pflegeeinrichtungen umfassen auch die pflegerische Medikamentenversorgung (PMV). Festgestellte Auffälligkeiten werden hierbei von den GutachterInnen der Medizinischen Dienste freitextlich begründet.

Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die systematische Kategorisierung der Auffälligkeitsgründe in der PMV, um die Grundlagen für die Verbesserung der PMV in stationären Pflegeeinrichtungen zu verbessern.

Methodik/Stichprobe: Die Begründungen von Auffälligkeiten wurden anhand der Prüfberichte des MDK Nord des Jahres 2014 kategorisiert. Grundlage waren 671 Regelprüfungen stationärer Pflegeeinrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein in denen die PMV bei 5.742 zufällig ausgewählten BewohnerInnen mit Pflegestufe ≥1 überprüft wurde.

Ergebnisse: Bei insgesamt 966 BewohnerInnen (Altersmittelwert: 82,4 Jahre, PEA-Anteil: 68,4%) wurden Auffälligkeiten in der PMV durch die MDK-GutachterInnen festgestellt. Im Bereich der Dokumentation waren am häufigsten nicht nachvollziehbare Medikamentengaben (5,8%), gefolgt von fehlenden Angaben zu Dosierungen und Anwendungsvorschriften (je 0,8%) ursächlich für die Feststellung von Auffälligkeiten bei den in die Prüfungen einbezogenen BewohnerInnen. In der Dokumentation der Bedarfsmedikation wurden am häufigsten unzureichende Indikationsangaben (3,2%), fehlende Tageshöchstdosierungen (0,8%) und fehlende Einzeldosierungen (0,6%) festgestellt. Im Bereich des Medikamentenumgangs hingegen waren bei den BewohnerInnen falsch gestellte Medikamente (6,0%), fehlende bzw. falsche Anbruchs-/Verbrauchsdaten (3,5%) und nicht direkt aus dem Blister erfolgende Medikamentengaben (0,7%) die häufigsten Auffälligkeitsgründe. Bei den noch weiter klassifizierten Gründen falsch gestellter Medikamente zeigten sich Fehldosierungen, gefolgt von überschrittenen Verfallsdaten und nicht vorrätigem Medikamenten am häufigsten.

Diskussion: Konkrete Gründe für Auffälligkeiten in der PMV können mittels der MDK-Prüfberichte einrichtungsübergreifend valide und reliabel quantifiziert werden. Auch wenn der Umfang von Auffälligkeiten in den MDK-Prüfungen über die Jahre rückläufig ist (MDS 2014), wird weiterer Handlungsbedarf deutlich. Die Auswertungen identifizieren Bereiche der PMV, in denen weitere Qualitätsverbesserungen in der PMV anzustreben sind.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse können als Grundlage für die konkrete Ausgestaltung von Initiativen zur Verbesserung der PMV genutzt werden (bspw. Schulung von Pflegefachkräften in Pflegeheimen). Referenzen beim Verfasser.