Gesundheitswesen 2016; 78 - A8
DOI: 10.1055/s-0036-1586518

Telefonbasierte Nachsorge in der kardiologischen Rehabilitation – Quantitative und qualitative Evaluation von Akzeptanz und Wirksamkeit

S Schröer 1, W Mayer-Beger 2, S Klemm 1, C Pieper 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 2Klinik Roderbirken der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, Leichlingen

Hintergrund: Das Erreichen nachhaltiger Ergebnisse ist gleichermaßen primäres Ziel und größte Herausforderung in der medizinischen Rehabilitation. Indikationsübergreifend kommt dabei der Integration von gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen in die Alltagsroutine der Patienten eine Schlüsselrolle zu, was diese in den Fokus der Bemühungen von postrehabilitativen Nachsorgeprogrammen rückt. Ziel der Forschungsarbeit war die Evaluation eines Nachsorgeprogrammes mithilfe quantitativer und qualitativer Analysemethoden.

Methoden: In einer randomisierten kontrollierten Studie (N = 229) wurde als primärer Endpunkt die poststationäre Weiteranwendung einer in der stationären Rehabilitation erlernten Entspannungstechnik evaluiert. Dies geschah mittels standardisiertem postalischem Fragebogen sechs Monate nach Entlassung (t3). Die Intervention bestand aus telefonischer Nachbetreuung + Refresher-Training. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standardversorgung. Die Auswertung erfolgte als Intent-to-treat Analyse. Sekundäre Endpunkte waren physische und psychische Endpunktparameter. Nachgeschaltet wurden, über die qualitative Auswertung der Telefonprotokolle, Motivatoren und Barrieren der poststationären Weiteranwendung identifiziert.

Ergebnisse: Zu t3 zeigte sich hinsichtlich des primären Endpunktes eine signifikante Überlegenheit der Intervention (Weiteranwendung: 39,7%) gegenüber der Kontrollgruppe (19,6%; Chi2-Test p = 0,003). In der Subgruppe der Weiteranwender (n = 68) war die Intervention zudem sowohl mit signifikant mehr Trainingseinheiten pro Woche (p = 0,010), als auch signifikant längeren einzelnen Trainingseinheiten (p = 0,030) assoziiert. Die qualitative Auswertung der 312 Telefonprotokolle (n = 87) der Interventionsgruppe ergab, dass subjektiv erfahrene positive Auswirkungen auf physische und psychische Gesundheit als Hauptmotivatoren für das Fortsetzten des Trainings gesehen wurden. Die am häufigsten genannten Barrieren waren arbeitsbezogene Faktoren, fehlender Antrieb und gesundheitliche Probleme. Der Schwerpunkt der genannten motivierenden und hemmenden Einflussfaktoren variierte dabei mit der vergangenen Zeit seit Rehabilitationsende und mit soziodemographischen Charakteristika der Rehabilitanden.

Fazit/Praktische Implikationen: Im Rahmen der postrehabilitativen Nachbetreuung konnte die Motivation, erlernte gesundheitsförderliche Verhaltensweisen beizubehalten, signifikant erhöht werden. Zukünftige postrehabilitative Nachsorgekonzepte sollten arbeits- und gesundheitsbezogene Faktoren miteinbeziehen, um die Therapiemotivation von Rehabilitanden dauerhaft zielgerichtet zu unterstützen.