Zentralbl Chir 2016; 141 - A50
DOI: 10.1055/s-0036-1586315

Der seltene und besondere Notfall: Ösophagusperforation

K Köhler 1, J Weitz 1, C Reißfelder 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

Einleitung: Die spontane Ruptur des Ösophagus (= Borhave Syndrom) welche erstmals 1724 beschrieben wurde, fordert eine rasche Diagnostik und Therapie, da Morbidität und Mortalität bei diesem Krankheitsbild sehr hoch sind. Die Mortalität liegt zwischen 20 und 40% und erreicht nahezu 100% bei einem Therapiebeginn nach 48 Stunden. Klinisch finden sich: peristierendes Erbrechen, Thoraxschmerzen, Weichteilemphysem aber auch begleitend ein Pneumothorax. In 90% findet sich die Perforationsstelle links lateral im unteren Ösophagus. Darüber hinaus lassen sich weitere Ursachen für eine Ösophagusruptur eruieren: Traumata, Karzinome und auch die iatrogene Verletzung.

Wir möchten einen Überblick zu den behandelten Patienten mit einer Ösophagusruptur hinsichtlich Ursache, Therapie und Outcome aus unserer Klinik geben.

Material & Methoden: Zwischen 2010 und 2015 wurden in unserer Klinik 40 Patienten mit einer Ösophagusruptur behandelt (aktuell 42). Es erfolgte eine retrospektive Untersuchung bzgl. Anamnese, Perforationslokalisation, Therapieverfahren und Outcome.

Ergebnisse: Der Altersdurchschnitt lag bei 67 Jahren (jüngster Pat. 24, der älteste Pat. war 93 Jahre alt.) Die Genese der Ösophagusperforation war bei 12 Patienten iatrogen bedingt, bei 10 Patienten fand sich ein klassisches Borhave Syndrom. Darüber hinaus kam es zu Verletzungen im Rahmen von Traumata, Karzinomperforation, Aortendissektionen und anatomischen Besonderheiten wie Achalasie.

Die Lokalisationen der Perforationsstelle laben bei 19 Patienten distal (47,5%), bei 14 Patienten proximal (35%) und bei 7 Patienten mi mittleren Drittel (17,5%). Entsprechend der Lokalisation der Perforationsstelle un der Symptomatik erfolgte das therapeutische Vorgehen. Bei 45% erfolgte die Laparotomie mit Übernähung, Ösophagusresektion bzw. einer Diskontinitätsresektion. In 27,5% erfolgte eine Thorakotomie mit Übernähung der Perforationsstelle. Am septischen Multiorganversagen verstarben 7 Patienten (17,5%).

Zusammenfassung: Die Ösophagusruptur ist ein akutes und lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches mit einer hohen Morbidität und Mortalität einhergeht. Das Zeitintervall zwischen Ruptur und Therapie gilt als entscheidendes Kriterium für die Prognose. Bei früher Therapie mit Übernähung und Drainage kann eine gute Heilungsrate erzielt werden. Bei ausgedehntem Befund ist eine Resektion, häufig als Diskoninuitätsresektion erforderlich.

Schlussfolgerung: Die Ösophagusraptur bleibt unabhängig von der Genese ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches ein raschen therapeutisches Handeln erfordert.

Daher sollte eine Behandlung in den entsprechend spezialisierten Kliniken erfolgen.