Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37 - P15
DOI: 10.1055/s-0036-1584478

Der Crataegusextrakt WS® 1442 verändert die Expression von microRNAs in der Mausaorta: Mögliche Bedeutung für die Therapie von Herzerkrankungen

S Kraft 1, U Scheyhing 1, N Xia 2, E Schramm 1, H Li 2, E Koch 1
  • 1Präklinische Forschung, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland
  • 2Institut für Pharmakologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Deutschland

Bei der Herzhypertrophie handelt es sich um eine adaptive Vergrößerung des Herzmuskels als Reaktion auf kardiovaskuläre Erkrankungen die langfristig häufig zu einer Herzinsuffizienz führt. WS® 1442 wird seit Langem zur Behandlung einer nachlassenden Leistungsfähigkeit des Herzens eingesetzt. In präklinischen Studien wurde u.a. gezeigt, dass der Extrakt die Entstehung einer Herzhypertrophie verhindert [1] und die Gewebeschädigung bei einem Herzinfarkt verkleinert [2].

Wir haben nun untersucht, ob WS® 1442 durch Modulation der Expression von microRNAs (miRNAs) die Pathogenese von Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen könnte. MiRNAs sind RNA-Moleküle mit einer Größe von ca. 21 – 23 Nukleotiden, die durch komplementäre Bindung an ihre Ziel-mRNA deren Translation verhindern und damit Genregulatoren darstellen. Die Fütterung von männlichen Mäusen (C57Bl/6J) mit einer kalorienreichen Diät (HFD) bewirkte im Vergleich zu Tieren mit normalem Futter (NCD) eine erhöhte Expression von mehreren miRNAs in der Aorta, die mit kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung stehen. Die orale Behandlung mit WS® 1442 führte zu einer dosisabhängigen Verminderung der Expression von 3 miRNAs. Let-7b, dessen Zielgen noch unbekannt ist, wird v.a. bei einer Hypertrophie überexprimiert [3]. MiR-23b beeinflusst den Calcineurin-Signalweg und ist ebenfalls an der Entwicklung einer Hypertrophie beteiligt [4]. MiR-25 interagiert mit der mRNA für die sarkoplasmatische Ca2+-ATPase (SERCA2a). Bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist miR-25häufig hochreguliert und eine gegen miR-25 gerichtete Therapie verbesserte im Mausmodel die Herzfunktion und das Überleben [5]. Die Ergebnisse liefern erste Hinweise, dass die therapeutischen Effekte von WS® 1442 mindestens teilweise auf einer miRNA-vermittelten Genregulation beruhen könnten.

[1] Koch E et al. Planta Med 2006; 72: 1061

[2] Veveris M et al. Life Sci 2004; 74: 1945 – 1955

[3] Sayed D et al. Circ Res 2007; 100: 416 – 424

[4] van Rooij E et al. PNAS 2006; 103: 18255 – 18260

[5] Wahlquist C et al. Nature 2014; 508: 531 – 535