Der Begriff „Synergie“ stammt ursprünglich vom griechischen σ((upsilon))ν εργ((omicron))ν
(syn ergon) ab, was mit „zusammen arbeiten“ übersetzt wird. Diese Bedeutung entspricht
auch dem allgemeinen Verständnis von „Synergie“. In der Pharmakologie wird Synergie
allerdings als überadditiver Effekt beim Zusammenwirken von zwei oder mehr Medikamenten
verstanden, d.h. wenn ein größerer Effekt erzielt wird, als die isolierte Anwendung
der Einzelsubstanzen erwarten lässt. Synergistische Wirkungen sind erstrebenswert
aus folgenden Gründen:
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zur Verringerung der Dosis der Einzelwirkstoffe (bei erhöhter Wirksamkeit)
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zur Reduzierung von unerwünschten Wirkungen
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zur Erhöhung der therapeutischen Wirksamkeit durch die gezielte Aktivierung von Signalkaskaden
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zur Verringerung oder Verlangsamung der Entwicklung von Resistenzen auf Wirkstoffe
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zur Aufhebung von Resistenzen gegenüber Wirkstoffen
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zur Reduzierung der Behandlungskosten.
Über die Quantifizierung von synergistischen Effekten wird seit Jahrzehnten diskutiert,
insbesondere, welches Referenzmodel eingesetzt werden soll. Loewe und Muischnek (1926)
entwickelten ein grafisches Modell (Isobolmethode), aus dem sich die heutigen Darstellungen
von Dosis-Wirkungs-Oberflächen entwickelt haben. Ihr Einsatz ist auf die Kombination
von zwei Wirkstoffen beschränkt. Die Quantifizierungsmethode von Chou-Talalay (1984)
[1] ist heute die am weitesten verbreitete Methode und kann auch bei der Kombination
von mehr als 2 Wirkstoffen eingesetzt werden. Alle Methoden bekommen jedoch Schwierigkeiten
bei einem nicht-linearen Verhalten von Wirkstoffen.
Wichtige Faktoren, die bisher in der Quantifizierung von Synergien nicht berücksichtigt
werden, sind
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pharmakokinetische oder physikochemische Wirkungen, basierend auf verbesserter Löslichkeit,
Resorptionsrate und verbesserter Bioverfügbarkeit
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Wechselwirkungen der Medikamente mit Resistenzmechanismen von Bakterien
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die Eliminierung oder Neutralisierung von Nebenwirkungen durch die Art der Verarbeitung
pflanzlicher Inhaltsstoffe.
Darüber hinaus muss ein ganzheitliches Synergie-Modell auch „qualitative“ Gesichtspunkte
wie z.B. kontextuelle, intentionale und ethische Aspekte miteinbeziehen. Folgende
weitere Eigenschaften sollte ein Model berücksichtigen können:
Die Einführung der „Omic“-Methoden erlaubt die Analyse von komplexen Wirkungen und
dürfte unser Verständnis von Kombinationstherapien mit ihren synergistischen Wirkungen
verbessern und die Erarbeitung eines angemessenen sowie ganzheitlichen Erklärungsmodells
unterstützen [2].
[1] Chou TC, Talalay P. Adv Enzyme Regul 1984: 22: 27 – 55
[2] Ulrich-Merzenich G et al. Phytomedicine 2009; 16; 495 – 508