Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37 - Vet02
DOI: 10.1055/s-0036-1584420

Praktische Erfahrungen mit Mistel und Einjährigem Beifuß (Artemisia annua) in der Tumortherapie bei Hund und Katze

A Nadig 1
  • 1Tierarztpraxis Nadig, Lorch, Deutschland

Tumorerkrankungen werden auch beim Tier konventionell mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt. Tumorpatienten sind jedoch oft alt und multimorbid und für diese Therapien zu schwach. Nicht nur die Nebenwirkungen der Chemotherapie sollten bedacht werden, sondern auch der Schutz von Tierbesitzer, Therapeut und Umfeld. Verantwortungsvolle Handhabung und Entsorgung der toxischen Substanzen muss gewährleistet sein. Es gilt, sorgsam mit dem Tierbesitzer abzuwägen, welche Therapie im Einzelfall in Frage kommt, wobei die Lebensqualität im Vordergrund stehen sollte. Entscheidungshilfe gibt die Aufklärung über gut verträgliche phytotherapeutische Maßnahmen zur Tumortherapie.

Die Misteltherapie kann adjuvant oder als Monotherapie eingesetzt werden. Es wird je nach Art des Tumors, Geschlecht, Konstitution und Reaktionslage des Patienten das passende Mistelpräparat gewählt und so dosiert, dass keine unangenehmen Nebenwirkungen auftreten. Zusätzlich erhält der Patient Artemisia annua (Einjähriger Beifuß). Diese traditionsreiche Pflanze ist seit Jahren als potentes Malaria- und Antitumormittel im Fokus der Wissenschaft. Das Wirkprinzip scheint bei Malaria-Plasmodien und Tumorzellen identisch zu sein: Artemisinin aus A. annua reagiert mit besonders in diesen Zellen angereichertem Eisen, wodurch zellzerstörende freie Radikale entstehen. Um diesen Prozess zu unterstützen, erhält der Patient initial für 4 Tage ein Eisenpräparat in einer Dosierung von 10 mg pro kg KG. Danach wird je nach Gewicht und Schwere der Erkrankung 200, 400 oder 600 mg Artemisia annua in Form einer Kapsel einmal täglich verabreicht.

Mit der Kombination aus Artemisia annua und Mistel wurden unterschiedlichste Tumorarten erfolgreich behandelt. Unter der Therapie verbessert sich die Lebensqualität des Patienten deutlich, was v.a. auf die Mistel zurückgeführt werden kann. Sowohl starke Verlangsamung des Tumorwachstums, als auch Verkleinerung und komplette Regression wurden beobachtet.