Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - LB7
DOI: 10.1055/s-0036-1584101

Metaanalyse von direkten Vergleichsstudien zwischen Therapie mit GLP-1 Rezeptor-Agonisten oder Insulin: Unterschied für kurz- und lang-wirksame Medikamente?

M Abd El Aziz 1, M Kahle 1, JJ Meier 1, MA Nauck 1
  • 1St. Josef-Hospital (Ruhr-Universität Bochum), Abteilung für Diabetologie, Bochum, Germany

Fragestellung: Nach Scheitern einer Tablettentherapie muss bei Typ 2-Diabetes eine Injektionstherapie mit Insulin oder GLP-1 Rezeptor-Agonisten (GLP-1 RA) begonnen werden. Beide Therapieformen können sich unterschiedlich auswirken.

Methodik: 16 klinische Studien mit direktem Vergleich zwischen GLP-1 RA- und Insulin-Therapie bei Typ 2-Diabetes, wurden über eine PubMed-Recherche identifiziert. Eine Metaanalyse zum Vergleich der Änderung gegenüber Ausgangswerten zwischen beiden Therapien für HbA1c, Nüchtern-Plasmaglukose, Körpergewicht, Blutfette, Puls, systolischen Blutdruck sowie der Häufigkeit von Hypoglykämie-Episoden bzw. kardiovaskulärer Ereignisse wurde durchgeführt.

Ergebnisse: Der HbA1c wurde bei kurz-wirksamen GLP-1 RA (Exenatide) ähnlich wie durch Insulin gesenkt (p = 0,10), durch lang-wirksame stärker (um 0,17%, p < 0,0001). Die Nüchtern-Plasmaglukose wurde mit Insulin ausgeprägter gesenkt, der Unterschied war bei kurz-wirksamen GLP-1 RA größer (2,0 vs. 0,8 mmol/l, p = 0,025). Mit GLP-1 RA war das Körpergewicht 3,7 kg niedriger (p < 0,0001; größerer Unterschied bei kurz-wirksamen GLP-1 RA [5,1 vs. 3,3 kg, p = 0,009]). Der systolische Blutdruck wurde mit GLP-1 RA niedriger (p < 0,001), der Puls höher (p < 0,0001). Die Triazylglyzerol- und LDL-Cholesterin-Konzentrationen waren niedriger mit GLP-1 RA (-0,23 mmol/l, p < 0,0001 und -0,13 mmol/l, p < 0,0001). Hypoglykämien waren mit GLP-1 RA seltener (-25,6%, p < 0,0001). Myokardinfarkte, zerebrale Insulte und Todesfälle waren nicht unterschiedlich („Rate-Ratio“ 1,14 [95% KI 0,53 – 2,47, p = 0,72]).

Schlussfolgerungen: GLP-1 RA senken HbA1c und Körpergewicht mehr als eine Insulintherapie und lösen seltener Hypoglykämien aus. Andere kardiovaskuläre Risikofaktoren werden durch GLP-1 RA günstiger beeinflusst. Bei geringen Ereignisraten spiegelt sich das nicht in kardiovaskulären „Outcomes“ wieder.