Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P47
DOI: 10.1055/s-0036-1583923

Mangelernährung – Ernährungsmanagement und Kodierung im Klinikum Stuttgart

V Frick 1, B Schlegel 1
  • 1Klinikum Stuttgart, Ernährungsteam, Stuttgart, Deutschland

Rationale: Screening auf Mangelernährung ist auch weiterhin nicht gängige Praxis in deutschen Krankenhäusern, obwohl der Einfluss einer Mangelernährung auf Morbidität, Krankenhausverweildauer und Mortalität gesichert ist. Basierend auf den derzeit verfügbaren Daten haben aktuelle Schätzungen erhebliche direkte und indirekte Folgekosten krankheitsbedingter Mangelernährung in Deutschland ergeben.

Methoden: 2009 wurde das Nutritional Risk Screening [1] im Klinikum Stuttgart durch das Ernährungsteam eingeführt. Seit 2010 steht es als elektronisches Dokument im Krankenhausinformationssystem zur Verfügung. Das Ernährungsmanagement ist durch interne Prozessanweisungen geregelt. Die Durchführung des Screenings ist Aufgabe der Pflegekräfte. Anordnung der Ernährungstherapie, Durchführung und Dokumentation der Maßnahmen erfolgt gemeinsam durch ärztlichen Dienst und Pflege. Das Ernährungsteam ist für Konsile, Ernährungsberatung, Ernährungstherapie und Schulung aller Beteiligten zuständig. Die Kodierung der Mangelernährung erfolgt bei NRS ≥3 – davon mindestens 1 Punkt aus dem Ernährungsscore – und dokumentierten Maßnahmen.

Ergebnisse: In 2014 wurden in den „Top Ten“ Abteilungen des Klinikums aus 24.750 Fällen in 3163 Fällen (13%) eine Mangelernährung kodiert. Verteilt auf die Kliniken wurde in der Klinik für Allgemeine Innere Medizin in 23% der Fälle Mangelernährung kodiert bei einem Anteil von 31% Patienten mit onkologischen Hauptdiagnosen. In der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin sowie der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie wurde in 24% bzw. 29% der Fälle Mangelernährung kodiert, darunter zu 67% bzw. 95% im Zusammenhang mit onkologischen Diagnosen. In den weiteren Abteilungen lag die Kodierungsrate zwischen 3% und 18% mit geringem Anteil onkologischer Diagnosen.

Schlussfolgerung: Das Nutritional Risk Screening ist im Klinikum Stuttgart ein etabliertes Instrument und wird routinemäßig bei Aufnahme durchgeführt. Die Anzahl der kodierten Fälle mit Mangelernährung liegt insbesondere in den Abteilungen für innere Medizin sowie den onkologischen Kliniken in einer Größenordnung, die entsprechend der Literatur zu erwarten ist [2].

Literatur:

[1] Kondrup J, Allison SP, Elia M, et al. ESPEN guidelines for nutrition screening 2002. Clin Nutr 2003;22: 415 – 21

[2] Pirlich M et al. The German Hospital Malnutrition Study. Clin Nutr 2006;25: 563 – 572