Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P26
DOI: 10.1055/s-0036-1583902

Ernährungsmedizin als Teil der onkologischen Therapie in dem Tumorzentrum der SLK- Klinik Heilbronn in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung gegen Mangelernährung

L Knauer 1, M Drissi 1, U Martens 2, ML Többens 1, M Masin 1
  • 1Deutsche Stiftung gegen Mangelernährung, Münster, Deutschland
  • 2SLK Klinik Heilbronn, Klinik für Innere Medizin III: Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin, Münster, Deutschland

Hintergrund: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Onkologie ist unabdingbar für eine zielgerichtete und qualitativ gute Versorgung von Krebspatienten. Die Ernährungsmedizin spielt dabei eine wichtige Rolle. Um die Notwendigkeit einer früh erfassten krankheitsbedingten Mangelernährung darzustellen, fand eine prospektive Erhebung von 12 Monaten in dem Tumorzentrum der SLK Klinik in Heilbronn statt.

Methodik: Die prospektive Datenerhebung erfolgte in dem Zeitraum vom 12/2014 bis 12/2015. Dabei wurde ein ernährungsmedizinisches Assessment von onkologischen Patienten mit dem Risiko einer Mangelernährung durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels SPSS.

Ergebnis: Es konnten insgesamt 358 Patienten (156 weiblich, 202 männlich) in der Ambulanz des Tumorzentrums an der SLK Klinik Heilbronn ernährungsmedizinisch betreut werden. Im Durchschnitt waren die Patienten 68 Jahre alt (± 10,7, min. 26 – max. 100). Bei der Mehrheit der onkologischen Patienten stellten die häufigsten Diagnosen Darm- und Kolonkarzinome (15,3%) dar, gefolgt von Kopf- und Halskarzinomen (12,7%) sowie Pankreaskarzinomen (12,5%). Alle Patienten wurden ernährungsmedizinisch gescreent, mittels des NRS-2002 sowie des SGA. Die Auswertung des NRS-2002 konnte zeigen, dass bei 82,4% der Patienten ein Ernährungsrisiko vorlag. Eine schwere Mangelernährung nach der Klassifikation des SGA lag bei 44,1% der Patienten, eine mäßige Mangelernährung bei 48,6% der Patienten und kein Risiko für eine Mangelernährung bei 7,0% der Patienten vor. Alle Patienten erhielten eine ernährungsmedizinische Therapie, dabei wurde am häufigsten eine Trinknahrung (27,1%) verordnet. Insgesamt 23,2% der Patienten erhielten eine parenterale Ernährungstherapie und 22,1% eine Diätberatung. Eine enterale Ernährungstherapie war nur bei 4,4% der Patienten indiziert, die restlichen Patienten erhielten kombinierte Ernährungstherapien.

Schlussfolgerung: Um das Risiko der Morbidität und der Mortalität bei onkologisch erkrankten Patienten zu verringern und die Lebensqualität zu erhalten, sollten frühzeitige Screeningverfahren in onkologischen Kompetenzzentren implementiert und eine konsequente ernährungsmedizinische Therapie eingeleitet werden.