Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P15
DOI: 10.1055/s-0036-1583891

Evaluation eines strukturierten Gewichtsreduktionsprogramms zur Therapie von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2

LJ Vogt 1, J Krüger 1, S Gärtner 1, P Meffert 2, JP Kühn 3, M Kraft 4, A Steveling 1, MM Lerch 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Innere Medizin A, Ernährungsmedizin, Greifswald, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Greifswald, Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • 3Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Deutschland
  • 4Vinzentius Krankenhaus Landau, Medizinische Klinik 1, Landau, Deutschland

Fragestellung: In dieser Interventionsstudie wurde untersucht, welche Effekte durch ein strukturiertes Gewichtsreduktionsprogramm bei Patienten mit Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 (mit und ohne Insulintherapie) bezüglich der Körperzusammensetzung und der Stoffwechsellage in 15 Wochen erzielt werden können.

Methodik: 22 Frauen und 14 Männer (ø 58,5 Jahre, ø BMI 34,1 kg/m2) nahmen an einem 15-wöchigen interdisziplinären Gewichtsreduktionsprogramm (OPTIFAST® II Kurzprogramm, Nestlé*) teil, welches aus den Modulen Ernährung, Sport und Verhalten bestand und mit einer sechswöchigen Phase mit LCD-Formula-Nahrung (Low Calorie Diet, ca. 800 kcal/d als ausschließliche Nahrungsquelle) begann. In den folgenden neun Wochen wurde die Formula-Nahrung schrittweise durch konventionelle Lebensmittel ersetzt und die Energiezufuhr auf mindestens 1200 kcal gesteigert. Anthropometrische Daten, eine Magnetresonanztomografien zur Bestimmung des viszeralen Fettgewebes, des Muskelstatus und des Leberfettgehaltes sowie Laborparameter wurden vor und nach dem Gewichtsreduktionsprogramm erhoben.

Ergebnis: In 15 Wochen sank das Gewicht der Diabetiker um durchschnittlich 12,0% (p < 0,001), dabei konnte keine signifikante Assoziation zwischen einer Insulintherapie und der Höhe der Gewichtsreduktion beobachtet werden (p = 0,158). Der Fettgehalt der Leber sank um 67,0% (p < 0,001), das viszerale Fettgewebe um 41,5% (p < 0,001) und die Muskelmasse um erwartete 7,0% (p = 0,001). Das Programm führte insgesamt zu einer Verbesserung der Stoffwechsellage, da der HbA1c-Wert bei Patienten mit Insulintherapie von 7,9% auf 7,2% (p = 0,005) und bei Patienten ohne Insulintherapie von 6,8% auf 6,3% (p = 0,004) sank. Teilnehmer mit einer Insulintherapie konnten die Insulineinheiten pro kg Körpergewicht von 0,63 auf 0,39 (p < 0,001) reduzieren. Die verbesserte Stoffwechsellage hatte eine Reduktion der Arzneimittel-Therapie zur Folge. Trotz niedrig-kalorischer Phase ist bei keinem Patienten während der 15 Wochen eine Hypoglykämie aufgetreten.

Schlussfolgerung: Ein strukturiertes interdisziplinäres Gewichtsreduktionsprogramm mit LCD-Formula-Nahrung und Betreuung durch Fachpersonal stellt eine rasche, sichere und nicht-invasive Therapiemöglichkeit für übergewichtige Diabetiker mit und ohne Insulintherapie dar.

*Nestlé Health Science (Deutschland) GmbH