Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P04
DOI: 10.1055/s-0036-1583880

Wissensstand und Relevanz der krankheitsbedingten Mangelernährung in der ambulanten Allgemeinmedizin – Mündliche Befragung von ambulanten Hausärzten/-innen in Leipzig

S Otto 1, A Weimann 2, L Valentini 1
  • 1Hochschule Neubrandenburg, Diätetik, Neubrandenburg, Deutschland
  • 2Klinikum St. Georg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie, Leipzig, Deutschland

Hintergrund: Krankheitsbedingte Mangelernährung ist ein häufig unterschätztes medizinisches Problem, dass eine Vielzahl von Menschen betrifft. Ambulant tätige Allgemeinmediziner/-innen haben als „Gatekeeper“ die Aufgabe, die Patienten/-innen durch den gesamten Therapieverlauf zu leiten. Dabei ist die Zusammenarbeit mit Diätassistenten/-innen für eine Ernährungstherapie notwendig. Daten über das Ernährungsmanagement und über den Wissensstand von Hausärzte/-innen zur krankheitsbedingten Mangelernährung liegen bisher nicht vor. Auch über den Kenntnisstand des Algorithmus zur Verordnung von Trinknahrung gibt es weder quantitative noch qualitative Untersuchungen.

Methode: Für die Untersuchung wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt, der geschlossene und halboffene Fragen beinhaltet. Nachdem 173 Praxen für Allgemeinmedizin kontaktiert wurden, nahmen letztendlich 30 Hausärzte/-innen aus Leipzig an der Befragung teil. Die Befragung wurde mündlich, in Form von Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit dem Statistikprogramm „IBM SPSS Statistics 23“ analysiert. Die Antworten der offenen Fragen wurden nach der Methode der „Zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse“ ausgewertet.

Resultate: Das Fachwissen zur krankheitsbedingten Mangelernährung entsprach nicht den aktuellen ernährungsmedizinischen Kriterien. 40% (n = 12) der Befragten schätzten den mangelernährten Krebspatienten als nicht mangelernährt ein. Im Bereich der Diagnostik konnten 20% (n = 6) der Ärzte/-innen alle wichtigen Kriterien nennen. Der Bekanntheitsgrad des Algorithmus „Supportiver Einsatz von Trinknahrungen in der ambulanten Versorgung von erwachsenen Patienten“ war mit 23% (n = 7) gering. Ein/e Arzt/Ärztin überwies nach Diagnose „Mangelernährung“ zu einer/m Diätassistentin/-en, aber 90% (n = 27) könnten sich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit vorstellen.

Konklusion: Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung führen zu dem Schluss, dass eine Verbesserung im Wissensstand über den Themenkomplex der Mangelernährung notwendig ist, um die Versorgung der Patienten/-innen adäquat gewährleisten zu können.