Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - V11
DOI: 10.1055/s-0036-1583863

Einfluss von moderaten Flüssigkeitsverlusten auf die Reproduzierbarkeit der Körperfettbestimmung mittels bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA)

A Carlsohn 1, S Groß 1, M Schneider 1, P Lührmann 1
  • 1Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Institut für Gesundheitswissenschaften, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Problemstellung: Die Körperzusammensetzung wird häufig zur Evaluation von verhaltenspräventiven, ernährungs- und bewegungsbezogenen Maßnahmen erfasst. Unter Standardbedingungen (SB = nüchtern, euhydratisiert, nach körperlicher Ruhe) sind die Ergebnisse der Körperzusammensetzung mittels bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) reliabel und valide, jedoch wird ein konstanter Wassergehalt in der fettfreien Masse vorausgesetzt. Fraglich ist, ob die BIA nach Flüssigkeitsverlusten, wie sie beispielsweise nach Bewegungsmaßnahmen auftreten, anwendbar ist. Ziel der Studie war es daher, die Messgenauigkeit des Körperfettanteils (KA) bei geringfügigen Veränderungen des Wasserhaushaltes zu quantifizieren.

Methodik: Bei 20 gesunden, moderat körperlich aktiven Erwachsenen (18w/2 m; 23,8 ± 2,8 Jahre; 21,4 ± 1,9 kg/m2) wurde der KA mehrmals mittels BIA ermittelt: unter SB (M1), unmittelbar vor/nach einer Laufbelastung (45 min bei 70% HFmax) und anschließender Rehydratation (M2/M3, M4) sowie unmittelbar vor/nach ad libitum Saunieren und Rehydratation (M5/M6, M7). Für die Rehydratation konsumierten die Probanden eine dem interventionsbedingten Gewichtsverlust äquivalente Wassermenge. Die Daten wurden mittels einfaktorieller ANOVA mit Messwiederholung (α= 0,05) sowie Bland-Altman Plotting (Bias ± 95% LoA) analysiert.

Ergebnisse: Unter SB war die KA-Messung reliabel: M1: 22,5 ± 4,9%, M2: 22,7 ± 5,0%, p = 1,00; Bias 0,15%; LoA: -2,5 bis 2,2%). Sportinduzierte Flüssigkeitsverluste (485 ± 348 g) und anschließende Rehydratation beeinflussten die KA-Messergebnisse nicht signifikant (M3: 21,9 ± 5,2%, M4: 22,5 ± 4,9%; p > 0,05 verglichen mit M2). Durch Saunieren hervorgerufene Flüssigkeitsverluste (255 ± 125 g) gingen mit signifikanten Veränderungen des gemessenen KA (M5: 22,0 ± 5,7%; M6: 20,9 ± 5,5%; p = 0,023) einher. Nach Rehydratation (M7: 21,6 ± 5,5%) war die Differenz zum Ausgangswert (M5) nicht signifikant (p = 0,055).

Schlussfolgerung: Gegenüber geringen Abweichungen von den Standardbedingungen, d.h. bei Flüssigkeitsverlusten bis ca. 500 ml, ist die BIA robust. Mit geringen Flüssigkeitsverlusten einhergehende Veränderungen der gemessenen Körperfettanteile waren entweder statistisch nicht signifikant und/oder in der Praxis nicht relevant und ließen sich zudem durch Rehydratation ausgleichen. Neben Flüssigkeitsverlusten scheinen jedoch auch andere Faktoren (möglicherweise Hautwärme, Durchblutung) die BIA – Messergebnisse zu beeinflussen. Hier bedarf es weiterer Untersuchungen.