Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P69
DOI: 10.1055/s-0036-1583842

Die auffällige plazentare Nabelschnurinsertion im klinischen Alltag

S Meinig 1, M Brenner 2, E Schleussner 3
  • 1HELIOS Klinikum Erfurt GmbH
  • 2Sophien- und Hufelandklinikum Weimar
  • 3Friedrich Schiller Universität Jena

Zielsetzung:

Im Rahmen des „Thüringer Qualitätszirkels für ambulante und stationäre Perinatalmedizin“ haben wir uns mit der Bedeutung der präpartalen Diagnose einer Insertio velamentosa befasst. Die plazentare Insertion der Nabelschnur ist ein gemäß der Qualitätsanforderungen an die weiterführende differenzierte Ultraschalluntersuchung in der pränatalen Diagnostik (= DEGUM-Stufe II) im Zeitraum von 18 + 0 bis 21 + 6 SSW zu untersuchender Parameter. 2013 erfolgte die Befragung der verantwortlichen Geburtshelfer der Thüringer Geburtskliniken bezüglich des Managements bei einer präpartal diagnostizierten Insertio velamentosa bzw. bei Vasa praevia. Im Anschluss daran sollte nun die Häufigkeit dieser Anomalie im geburtshilflichen Alltag und deren präpartale Erkennung ermittelt werden.

Methoden und Patienten/Materialien:

In einem Zeitraum von über 12 Monaten wurden zwischen 2013 und 2015 in den 3 größten Thüringer Geburtskliniken die Fälle einer Insertio velamentosa/auffälligen plazentaren Nabelschnurinsertion postpartal bei der Plazentabegutachtung registriert und später ausgewertet. Von Interesse war dabei insbesondere der Entbindungsmodus und ob die Anomalie präpartal diagnostiziert wurde.

Resultate:

Insgesamt wurden über 6600 Geburten ausgewertet und darunter 84 Fälle einer Insertio velamentosa/frei in den Eihäuten verlaufende Gefäße dokumentiert. Das entspricht einer Häufigkeit von 1,3%. Weniger als 50% der Fälle einer Insertio velamentosa wurden präpartal im Rahmen der Feindiagnostik aufgedeckt, während alle 6 Fälle mit Vasa praevia erkannt wurden. Ein Einfluss der präpartalen Diagnose auf den Entbindungsmodus war abgesehen von den Vasa praevia nur in Einzelfällen zu verzeichnen. In zwei Dritteln der Fälle wurde vaginal entbunden, in einem Drittel per Sectio (primär: sekundär = 2:1).

Diskussion:

Mehr als die Hälfte der Fälle einer auffälligen Nabelschnurinsertion bzw. frei in den Eihäuten verlaufende Gefäße werden präpartal auch im Rahmen einer Feindiagnostik nicht erfasst. Hauptaugenmerk sollte auf der Diagnostik von Vasa praevia liegen, die in der vorliegenden klinischen Auswertung alle präpartal diagnostiziert werden konnten.