Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P68
DOI: 10.1055/s-0036-1583841

Longitudinale Analyse der fetalen Myokardfunktion und der zerebralen Perfusion bei Feten mit Linksherzvitien

J Degenhardt 1, J Koch 1, A Wolter 1, C Enzensberger 1, A Kawecki 1, O Graupner 2, R Axt-Fliedner 1
  • 1Abteilung für Pränatalmedizin, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Justus-Liebig- Universität, Gießen, Deutschland
  • 2Frauenklinik und Poliklinik der Technischen Universität München, München, Deutschland

Zielsetzung:

Feten mit angeborenen Vitien, die zu einer reduzierten oder retrograden Perfusion im Aortenbogen führen, zeigen eine Widerstandsabnahme in den zerebralen Gefäßen und ein vermindertes Kopfwachstum. Ziel dieser Untersuchung war die longitudinale Analyse dieser Parameter bei Feten mit Linksherzvitien und deren Einfluss auf die myokardiale Funktion.

Material/Methoden:

Longitudinale Untersuchung von Feten mit Linksherzvitien (HLH, HLHC, kritische Aortenstenose) zu drei Zeitpunkten (20 – 26 SSW, 27 – 33 SSW, 34 – 40 SSW). Folgende Parameter wurden untersucht: Kopfumfang, A. umbilicalis PI und A. cerebri media PI mittels Spektraldoppler sowie die die cerebro-plazentare Ratio (CPR) als deren Quotient. Mittels gepulstem Gewebedoppler (PW TDI) wurden die isovolumetrische Kontraktionszeit (ICT), Ejektionszeit (ET) und isovolumetrische Relaxationszeit (IRT) und die Maximalgeschwindigkeit des Myokards bei E- und A-Welle und Systole (E', A', S') für beide Ventrikel bestimmt. E'/A'-Ratio und myokardialer Performance Index (MPI) wurden berechnet.

Ergebnisse:

75 Feten mit Linksherzvitien wurden eingeschlossen. Feten mit retrograder Perfusion im Aortenbogen zeigten eine signifikante Abflachung des Kopfwachstums zwischen Untersuchungszeitpunkt 2 und 3, sowie eine Abnahme der CPR. Feten mit antegrader Perfusion im Aortenbogen zeigten diese Veränderungen nicht. Die mittels Gewebedoppler bestimmten kardialen Funktionsparameter unterschieden sich nicht zwischen den Untersuchungszeitpunkten und den Feten mit antegrader vs. retrograder Perfusion im Aortenbogen.

Schlussfolgerung:

Die fetale Myokardfunktion zeigte sich im Schwangerschaftsverlauf unabhängig von den Perfusionsverhältnissen im Aortenbogen. Eine kompensatorische Zunahme der kardialen Performance als Reaktion auf arterielle Umverteilung zugunsten des ZNS ließ sich mittels Gewebedoppler nicht nachweisen.